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Orgelweihe in Tandern

Aus Alt mach Neu: Die Frohe Botschaft möge Widerhall finden

20.12.2025

Vor rund eineinhalb Jahren blickten die Katholikinnen und Katholiken aus der Pfarrei St. Peter und Paul in Tandern (Dekanat Aichach-Friedberg) auf 50 Jahre Kirchenneubau zurück. Nun erfreuen sie sich an ihrer „neuen“ Orgel, die ebenfalls im Jahr 1974 entstand. Sie wurde in einer Stuttgarter Kirche abgebaut, im Allgäu restauriert und an diesem Samstag durch Bischof Bertram geweiht.

Dass wir in der Adventszeit auf etwas Großes und Wunderbares zugingen, darauf verwiesen in diesen Wochen viele Zeichen, betonte der Bischof in seiner Predigt: der Adventskranz, die Rorate-Messen, die biblischen Texte und sinnreichen Adventslieder. „Sie alle können eine innere Vorfreude auf das Fest der Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus entfachen, die uns das ganze Kirchenjahr über begleiten mag.“ Das gemeinsame Singen sei dabei ein wesentliches Element, das umso berührender ist, wenn dazu eine passende und feierliche musikalische Begleitung erklinge, schlug Bischof Bertram den Bogen zum Anlass seines neuerlichen Besuchs: „um die renovierte Orgel zu weihen“.

Zwei Gedanken waren es, die der Bischof der Festgemeinde - inspiriert durch die Lesungstexte des Tages und das Lied „Macht hoch die Tür“ – auslegte und mit auf den Weg gab. So heißt es etwa in der vierten Strophe des bekannten Adventslieds, „Eu’r Herz zum Tempel zubereit“. Damit werde ausgesagt, dass es speziell in dieser Zeit angezeigt sei, dem nahenden Herrn entgegenzugehen und ihm unser Innerstes als Wohnstätte anzubieten, da er in und durch uns wirken wolle. So bezeichnete es Bischof Bertram auch als „Fehler, wenn Menschen – insbesondere diejenigen, die große Verantwortung für andere tragen – glauben, alles allein schaffen zu können und Gott in ihrem Platz keinen Platz einräumen“. Denen, für die nur das Recht des Stärkeren zählt, stellte er diejenigen als positive Beispiele gegenüber, die „im Sinne der christlichen Botschaft (…) Brücken bauen anstatt zu spalten, versöhnen anstatt zu hetzen“.

Von der Liedzeile „Derhalben jauchzt, mit Freuden singt“ spannte der Bischof schließlich den Bogen über den Lobgesang Mariens (Magnificat) und das „Ave Maria“ zu den vielen musikalischen Kompositionen zu diesen beiden biblischen Textstellen. Wohl jede Organistin und jeder Organist kenne diese Melodien. „All diese Kompositionen wollen uns auf die einzigartige Gnade hinweisen, welche Maria, der Mutter Gottes, zuteilwurde. Ihrem Sohn Jesus ist es bestimmt, den Thron Davids zu übernehmen und ein guter König, nicht nur für Israel, sondern für alle Menschen auf der Welt zu sein“, fasste Bischof Bertram die Frohe Botschaft zusammen, die in der neuen Orgel ihren Widerhall finden möge.

In der Pfarrgemeinde in Tandern bestand schon lange der Wunsch nach einem Instrument, das nicht nur architektonisch, sondern auch klanglich perfekt in die Pfarrkirche St. Peter und Paul passt, der somit in Erfüllung ging. Die Verantwortlichen kauften eine gebrauchte Orgel aus dem Baujahr 1974, die seinerzeit von der Orgelbauwerkstatt Vleugels in Hardheim für die St. Ulrichkirche im Stuttgarter Stadtteil Fasanenhof gefertigt worden war. Dort stand sie zum Verkauf, weil die Kirche derzeit vollständig umgebaut wird.

Nach dem Ankauf des Instruments durch die Kirchenstiftung Tandern wurde es durch die Orgelbauwerkstatt Siegfried Schmid aus Immenstadt abgebaut und nach umfassender Restaurierung in Tandern wieder aufgestellt. Die gute Akustik des Kirchenraumes unterstützt die klangliche Vielfalt des Werks: Die Orgel verfügt über zwei Manuale und Pedal, auf die sich die 19 Register mit ihren 1242 Pfeifen verteilen. Sie bieten ein breites Spektrum an Klangfarben und musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten sowohl für die Feier der Gottesdienste als auch für den konzertanten Einsatz des Instruments.

Ungewöhnlich, aber für die 1970er Jahre durchaus zeittypisch ist die äußere Gestaltung der Orgel, bei der sowohl sämtliche Pfeifenreihen als auch die technische Anlage bewusst sichtbar sind. Das Instrument bindet sich dadurch in die Architektur des nahezu zeitgleich entstandenen Tanderner Kirchenraums gut ein.

Die Musik stand an diesem Tag natürlich besonders im Fokus: So sang der Kirchenchor St. Peter und Paul unter der Leitung von Martina Neugschwender die Missa Festiva des zeitgenössischen englischen Komponisten Robert Jones, bei der die Orgel nicht nur begleitend, sondern auch solistisch zum Einsatz kam. Und die Münchner Konzertorganistin Anne Horsch zeigte mit ausgewählten Werken der Orgelliteratur die musikalischen Möglichkeiten des Instruments.

 

Historisches

Zum ersten Mal wird eine Kirche in Tandern für das Jahr 849 erwähnt. Der heutige Kirchturm entstand in der Spätgotik; von einem 1730 neu gebauten Kirchenschiff steht heute noch der Chorraum mit Hochaltar, der von der Gemeinde als Sakramentenkapelle sowie für Wortgottesdienste und als Taufort verwendet wird. Das barocke Kirchenschiff wich einem Neubau, der am 16. Juni 1974 durch Bischof Dr. Josef Stimpfle geweiht wurde und als herausragendes Beispiel modernen Kirchenbaus gilt.