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Künstlerinnenwettbewerb

Der Augsburger Dom bekommt ein Ulrichsfenster

28.02.2025

Augsburg (pba). Die Glasmalereien im Augsburger Dom sind leuchtende Zeugnisse des christlichen Glaubens im Laufe der Geschichte: Angefangen von den romanischen Prophetenfenstern des 12. Jahrhunderts über Meisterwerke der Gotik bis hin zu den zeitgenössischen Werken von Johannes Schreiter (2010) im Westchor faszinieren diese bis heute Gottesdienstbesucher, Touristen und Kunstinteressierte. Ab diesem Sommer wird mit dem von der Fürstenfeldbrucker Künstlerin Dr. Celia Mendoza gestalteten Ulrichsfenster ein neues Kunstwerk im südlichen Seitenschiff zu bestaunen sein. Der Entwurf von Mendoza ging aus dem von Bischof Bertram initiierten und vom Domkapitel zum Ulrichsjubiläum 2023/24 ausgelobten Wettbewerb als Sieger hervor.

Aufgabe der acht Künstlerinnen, die gezielt für diesen Wettbewerb eingeladen wurden, war es, „in einer zeitgenössischen Stilistik Ereignisse aus dem Leben des heiligen Ulrich herauszustellen und ein Werk des 21. Jahrhunderts zu schaffen, das sich in seiner künstlerischen Qualität in die Reihe der vorhandenen Glaskunst einfügt“, fasst Diözesankonservator Dr. Michael Schmid die geforderten Kriterien zusammen. Ausdrücklich sollte in den eingereichten Entwürfen Biografisches aus dem Leben des Heiligen zum Ausdruck kommen, das über die bisweilen vorherrschende Bildtradition der Lechfeldschlacht und des Fischwunders hinausgeht und bislang nur in wenigen Darstellungen zu finden ist. Konkret genannt wurden: die Verbindung des jungen Ulrich zur Sankt Galler Märtyrerin Wiborada, sein Besuch beim gelähmten Einsiedler Ruozo in Kempten, die Armenspeisungen in Augsburg sowie seine Vermittlung im Familienkonflikt zwischen König Otto I. und dessen Sohn Luidolf, die zum Frieden von Tussa (954) führte.
 
Diözesankonservator Schmid, der auch Mitglied der siebenköpfigen Jury war, erklärt, warum das Votum auf Celia Mendozas Entwurf fiel: „Sie wurde für eine moderne zeitgenössische Gestalt gewürdigt, in die sie die gesamten thematischen Vorlagen einbeziehen konnte.“ Diese seien im Siegerentwurf in kleinen Symbolen angeklungen und ließen sich bei genauer Betrachtung leicht dechiffrieren: Pfeile und Kronen stünden für die Auseinandersetzungen in Tussa und auf dem Lechfeld, geometrische Formen für die Klause der Wiborada beziehungsweise das Stelzenhaus des Ruozo auf dem Kemptener Friedhof und Almosenschalen für die Armenspeisung in Augsburg. „Die Verbindung zum Himmel stellt im Mittelteil des Fensters ein heller Strahl dar und das Ulrichskreuz als legendäres Charakteristikum unseres Heiligen erinnert an sein segensreiches Wirken“, hebt der Diözesankonservator hervor.
 
Transzendentes Funkeln in Referenz zum Salomofenster
 
Als künftiger Ort für das neue Kunstwerk ist das erste Fenster von Westen im südlichen Seitenschiff vorgesehen, das derzeit eine nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene farblose Sechseckverglasung aufweist. Diese Formgestalt prägt auch alle anderen Fenster im Dom, die keine Glasmalereien enthalten. Das südliche Seitenschiff weist bislang - abgesehen von einzelnen kleinen spätgotischen Scheiben - keine komplett farbig verglasten Fenster auf. Domkapitular Armin Zürn, als Summus Custos („Oberster Wächter“) für die Verwaltung des Domkirchengebäudes zuständig ist überzeugt: „Das neue Ulrichsfenster wird dem hellen Charakter des südlichen Schiffs keinerlei Abbruch tun und dennoch ein transzendentes Funkeln in Referenz zum benachbarten Salomofenster im Querhaus bieten.“
 
Doch bis das Ulrichsfenster, das derzeit in der Werkstatt der Derix Glasstudios in Taunusstein gefertigt wird, an seinem neuen Platz eingefügt ist, vergeht noch einige Zeit. Während aktuell die Glasarbeiten laufen, soll der Einbau bis Christi Himmelfahrt (29. Mai) abgeschlossen sein. In einer Feierstunde wird das Fenster am Samstag, 21. Juni, um 18.00 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt und durch Bischof Dr. Bertram Meier gesegnet. Abgerundet wird das Projekt tags drauf, am Sonntagabend um 17.00 Uhr, bei einem Benefizkonzert mit den Augsburger Domsingknaben. Begleitend zum Einbau des Ulrichsfensters wird es vom 3. bis 26. Mai eine sogenannte Studio-Ausstellung mit den weiteren eingereichten Wettbewerbsentwürfen in der Lukaskapelle (nahe Domtheke) geben.
 
Finanziert wird das Projekt mit einem Gesamtvolumen von rund 200.000 Euro (einschließlich baulicher Nebenleistungen) durch den Bischöflichen Stuhl sowie die Unterstützung von kunstfördernden Stiftungen und Privatpersonen.
 
Jury-Mitglieder des Wettbewerbs waren Sr. Dr. Theresia Wittemann OSF (Bischofshaus), Domkapitular Armin Zürn (Summus Custos), Diözesankonservator Dr. Michael Schmid (Leiter der Stabsstelle Kirchliches Bauwesen und Kunst), Dr. Gudrun Szczepanek (Schwäbische Galerie Oberschönenfeld), Dr. Daniela Kaschke (Referentin im diözesanen Exerzitienhaus Leitershofen), Jürgen Enninger (Kulturreferent Stadt Augsburg) und Christopher Kochs (bildender Künstler).

 

Künstlerin und Werk

Die gebürtige Fürstenfeldbruckerin Dr. Celia Mendoza arbeitet seit 2006 als freiberufliche Künstlerin. Zuvor absolvierte sie ab dem Jahr 2000 ein Kunststudium (Diplom) an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Jerry Zeniuk, daneben arbeitete sie in der Studienwerkstatt für Glas bei Thierry Boissel ebenfalls an der Akademie. Dem voraus ging mit dem Magister-Studium der Politologie, Philosophie, Ethnologie und Romanistik (1985 bis 1992) eine erste akademische Karriere, die sie zunächst zur Promotion (Dr. phil.) und Tätigkeit als Lehrbeauftragte an der Ludwig-Maximilians-Universität und dann zur freiberuflichen Dozentin führte.
 
Zu den jüngeren Werken der bundesweit tätigen Künstlerin zählen Glaskunstwerke in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Pöttmes, wo sie 2023 Tympanon, Vierpass und ein Fenster gestaltet hat, und in der Krankenhauskapelle in Weilheim aus dem Jahr 2019.
   
Das diözesane Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen zeigt in seiner diesjährigen Frühjahrsausstellung (16. März bis 25. Mai) unter dem Titel Color Loops vol. I“ Farbfeldmalereien der Fürstenfeldbrucker Künstlerin. Die Eröffnung, bei der Mendoza in ihre Arbeiten einführen wird, findet am Sonntag, 16. März, um 12.00 Uhr statt. Zudem sind am 30. März und 25. Mai (jeweils um 15.00 Uhr) zwei weitere Ausstellungsführungen mit der Künstlerin geplant. Die Ausstellung ist während der regulären Öffnungszeiten des Exerzitienhauses (während der Osterferien eventuell abweichend) zu sehen. Nähere Infos dazu gibt es auf www.exerzitienhaus.org.