„Gotteshaus und Himmelspforte“
Anlässlich des Abschlusses der Sanierungsarbeiten an der Pfarrkirche St. Adelgundis in Anhausen bei Diedorf hat Bischof Bertram das Leben der Kirchenpatronin in den Blick gestellt, deren Fest am selben Tag gefeiert wurde. Die heilige Adelgundis habe ihr Leben lang immer dem Ruf Gottes nachgespürt – und bereits im Frühmittelalter vorgelebt, wie Gottes- und Nächstenliebe stets zusammengehören.
Nachdem bei Standortuntersuchungen erhebliche Mängel am Dachstuhl sowie Risse am Bauwerk der Pfarrkirche festgestellt wurden, begann die Kirchenverwaltung von St. Adelgundis 2021/22 eine umfassende Kirchenaußenrenovierung, in deren Rahmen unter anderem das historische Schindeldach des Kirchturms neu eingedeckt, der Dachstuhl saniert und das Fundament erneuert wurde. Für Kirchenpfleger Josef Zott handelte es sich bei der mehr als zwei Millionen Euro teuren Sanierung um einen großen Erfolg: „Wir konnten nicht nur alle Statikprobleme beheben, sondern ausgezeichnet lösen, so dass die Kirche auch für die kommenden Generationen Bestand haben kann.“ Eine besondere Herausforderung sei dabei neben dem Schutz der in der Kirche beheimateten Turmfalken und Langohrfledermäuse auch die Dachsanierung gewesen, in deren Rahmen die Stuckdecke der Kirche komplett gewahrt bleiben konnte: „Das ist alles ausgezeichnet gemacht worden.“
In seiner Predigt zum Adelgundisfest bezog sich Bischof Bertram eingangs auf ein Zitat aus dem Buch Genesis, das die Eingangstür über der Pfarrkirche schmückt: „Hier ist wahrhaftig Gottes Haus und des Himmels Pforte“. Bereits bei der Erbauung der Kirche im frühen 18. Jahrhundert habe so vermittelt werden sollen, dass dieser Ort geweihter Boden sei, an dem man die Erfahrung machen könne, „wie Himmel und Erde, Gott und Mensch, im Glauben miteinander verbunden sind.“
Diese Verbundenheit mit Gott sei besonders im Leben der heiligen Adelgundis spürhaft geworden, deren Leben in einem dreiteiligen Bildzyklus des Anhauser Malers Otto Michael Schmitt dargestellt werde. Die im 7. Jahrhundert lebende merowingische Königstochter habe dem Willen ihrer Eltern gemäß in ein englisches Königshaus einheiraten sollen, widersetzte sich diesem Wunsch aber und floh in den Wald, wo sie zunächst als Einsiedlerin unter schwierigsten Bedingungen dem Ruf Gottes für ihr Leben hinterherspürte und später in ein Kloster eintrat. Adelgundis hatte ihre Berufung gefunden – ein Vorbild, das auch heute noch inspirieren könne, so der Bischof: „Es ist die wichtigste Aufgabe unseres Lebens, gut hinzuhören und zu erkennen, wohin uns der Herr führen möchte.“
Die Königstochter, der nach dem Tod ihrer Eltern ein reiches Erbe zukam, benutzte das Geld allerdings nicht nur, um später das Kloster Maubeuge nahe der heutigen französisch-belgischen Grenze zu begründen. „Zugleich aber nahm sie auch die Not vieler Menschen wahr und kümmerte sich um Kranke und Arme. Dies unterstreicht einen für das Christentum sehr wichtigen Aspekt, den ich nicht müde werde, immer wieder zu betonen: Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen! Kirche ist nur dann glaubwürdig, wenn wir außerhalb unserer sakralen Räume das leben, was wir innerhalb verkünden!“
Wer dem Vorbild der heiligen Adelgundis folge, der werde sich letztendlich mit der alles entscheidenden Frage beschäftigen müssen, wer Jesus für einen selber sei. Dem Motto des Ulrichsjubiläums „Mit dem Ohr des Herzens hören“ entsprechend könne man sich jeden Tag aufmerksam Zeit nehmen, um auf die Stimme Gottes im eigenen Innersten zu hören: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie es wie die heilige Adelgundis und viele andere Glaubenszeugen weltweit erfahren, welch wunderbare und heilende Wirkung das Wort Gottes in uns entfaltet, wenn wir bereit sind, uns dafür zu öffnen.“
Die Pfarrkirche St. Adelgundis in Anhausen geht in ihrer heutigen Form auf das frühe 18. Jahrhundert zurück, als sie durch den Augsburger Baumeister Hans Georg Mozart – einem Urgroßonkel des berühmten Komponisten – barockisiert wurde. Die jahrhundertealte Verehrung der Pfarrpatronin ist durch eine mittlerweile eingeschmolzene Glocke aus dem Jahr 1459 bezeugt.