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Domliturgie in der Karwoche

„Gut denken, reden und handeln“

27.03.2024

Am Mittwoch der Karwoche versammelten sich zahlreiche Priester aus dem Bistum im Dom, um dort die Weihe der Heiligen Öle Chrisam, Katechumenenöl und Krankenöl durch ihren Bischof mitzuerleben. Gleichzeitig erneuerten sie ihr Treueversprechen. In seiner Predigt wandte sich Bischof Dr. Bertram Meier ganz gezielt an seine Seelsorger und empfahl ihnen, sich in allem an Jesus zu orientieren, um den Menschen „den Himmel offen zu halten“.

Ausgehend von einem Ausruf des heiligen Kamillus de Lellis (1550-1614), dem Patron der Kranken, und bezugnehmend auf das Evangelium der Messe ging der Bischof auf drei grundlegende Verhaltenstipps für Geistliche ein: „Denke gut, sprich gut, handle gut.“ Zunächst stellte er dabei fest, dass sich sowohl priesterliche Existenz als auch christliches Denken ganz allgemein am Denken Jesu zu orientieren hätten. Dieser habe „ins Innere des Menschen“ geblickt. Jesus sei eine Begegnung auf Augenhöhe wichtig gewesen, und er habe gut von den Menschen gedacht, so die Feststellung des Bischofs. Deshalb müsste sich im Umkehrschluss aber auch jeder Priester hinterfragen: „Wie denke ich Gott, und wie denke ich die Menschen?“ Nur, wenn Geistliche gut über Gott und die Menschen dächten, stehe Seelsorge auf einem guten Grund.

Aber nicht nur im Denken sei Jesus ein Vorbild, sondern vor allem im Reden. Bevor er das Wort ergriffen habe, habe er sich häufig in die Einsamkeit und Stille zurückgezogen, um mit seinem Vater zu kommunizieren: „Jesus schweigt, er hört zu, er unterscheidet, um die Menschen, denen er begegnet, in den Blick zu bekommen.“ Sein Reden sei „immer gut, wohlwollend, heilend, versöhnend und barmherzig“ gewesen. Deshalb riet Bischof Dr. Bertram Meier auch dazu, gut und wohlwollend miteinander ins Gespräch zu kommen sowie Kritik konstruktiv, sensibel und aufbauend zu formulieren.

Bischof Bertram beim Mischen des Chrisamöls.

Dem Chrisamöl werden im Gottesdienst vor der Segnung Duftstoffe zugesetzt.

Aber auch an der Art und Weise, wie Jesus den Menschen begegnet sei, ließe sich etwas lernen. Die zahlreichen Gleichnisse in den Evangelien böten eine gute Orientierung. Tatsächlich fordere Jesus auch ganz konkret dazu auf: „Geh und handle genauso!“ In Anlehnung an den tschechischen Religionsphilosophen Tomas Halík erinnerte Bischof Bertram daran, dass die biblischen Geschichten sich am besten verstehen ließen, „wenn wir in sie hineintreten, uns in diese Szenen hineinziehen lassen“.

Angesichts des hohen Arbeitspensums, das die Seelsorger in der Karwoche zu bewältigen haben, ermahnte der Bischof die Anwesenden, nicht nur „ein liturgisches Pflichtprogramm zu absolvieren, sondern im Geheimnis heimisch zu werden“. Gut zu denken, zu reden und zu handeln seien allerdings Vorsätze, die es im konkreten Alltag zu beherzigen gelte.  

Die Chrisammesse in Kürze
  • findet jährlich am Karmittwoch im Augsburger Dom statt
  • Segnung der Öle für die Taufbewerber und die Kranken und sowie des Chrisams
  • Chrisam kommt zur Anwendung bei der Priester- und Diakonenweihe, bei Taufe und Firmung, aber auch bei Altarweihen
  • Priester erneuern ihr Weiheversprechen: Gehorsam gegenüber dem Bischof, Treue dem Evangelium gegenüber, Hilfe für Arme und Kranke leisten, Sakramente ehrfürchtig feiern
Krankenhausseelsorgerinnen tragen das Krankenöl nach vorne.

Die drei Öle wurden während des Heilig Geist-Hymnus nach vorne getragen.

 

Zwei Vertreter der Ritterschaft, zwei Klinikseelsorgerinnen sowie zwei Diakone trugen die zu weihenden Öle durch den Mittelgang des Domes nach vorne zum Bischof. Anschließend sprach er die zugehörigen Segensgebete. Im Anschluss an den Gottesdienst nahmen Vertreterinnen und Vertreter der 23 Dekanate die neugeweihten Öle mit in ihre Heimat. Der Karl-Kraft-Chor der Augsburger Domsingknaben führte unter der Leitung von Domkantor Dr. Julian Müller-Henneberg die „Missa in G“ von Colin Mawby (1936-2019) auf.