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Aus den Pfarreien

Macht und Ohnmacht des Gebetes

21.07.2024

Vor genau 125 Jahren wurde die Pfarrkirche Maria Rosenkranzkönigin in Schretzheim (PG Dillingen) errichtet und dient der kleinen Pfarrgemeinde seitdem als Ort des Gottesdiensts und des Gebetes. In einem Festgottesdienst feierte Bischof Bertram gemeinsam mit der Gemeinde das Kirchenjubiläum und predigte darüber, warum sich beim Beten Macht und Ohnmacht sehr nahe kommen können.

Die Kirche sei mit der Gottesmutter gleichsam der ersten Jüngerin Jesu geweiht, deren Mut unbedingte Bereitschaft zum Glauben sich auch in ihrem Willen zum Gebet manifestiert habe – ein Schritt, der indes heute vielen schwerfalle: „Rückhaltlos auf die Macht des Gebetes setzen – wer unter uns mündigen Christinnen und Christen bekennt sich dazu? Da neigen wir wohl eher innerlich zur Gegenseite: nicht Macht, sondern Ohnmacht des Gebetes müsste es heißen!“

Das sei freilich auch verständlich, komme es schließlich immer wieder vor, dass selbst die innigsten Gebete scheinbar nicht erhört würden: „Niemals erscheint ein Mensch wehrloser und ohnmächtiger, als wenn er betet.“ Gleichzeitig gelte hier aber die Umkehrung: Gerade in seiner Machtlosigkeit entfalte das Gebet seine eigentliche Kraft, nämlich wenn der Mensch seine eigene Macht willentlich eintausche gegen die Kraft jenes Gottes, „der sich in der Ohnmacht des Kreuzes als mächtig erweist – nirgendwo sonst.“

Der neoromanische Turm der Pfarrkirche ist 42 Meter hoch.

Der neoromanische Turm der Pfarrkirche ist 42 Meter hoch.

Eine von den Betenden her geschriebene Kirchengeschichte wäre zutiefst aufschlussreich, zeigte sich Bischof Bertram erhört: „Man würde darin erkennen, wie oft gerade die Kleinen und Geringen die Entscheidungen der Kirche mitbestimmt haben und noch heute, bis in unsere Tage hinein prägen“ – so auch bei der Gottesmutter, in deren Klugheit, Unaufdringlichkeit und letztendlich auch Ohnmacht das Geheimnis ihrer Kraft liege, symbolisch dargestellt durch das Bild der Knotenlöserin, die nicht nur diejenigen Knoten der Betenden auflöse, sondern auch die eigenen, die sich im Leben der Gottesmutter gebildet hatten: „Lehre uns, du unser aller Mutter, wie wir durch unser Gebet am Frieden in der Welt mitwirken können.“

Der Gottesdienst wurde von Bischof Bertram mit dem Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Domkapitular Monsignore Harald Heinrich gefeiert und von der „Capella Cantabile“ mit Rheinberger, Bruckner und Mendelssohn-Bartholdy musikalisch gestaltet. Ein besonderes Element der Jubiläumsfeier ist dabei auch ein Requiemsgottesdienst für die verstorbenen Seelsorger sowie Förderinnen und Förder der Kirche, der am Dienstag, 23. Juli um 19 Uhr in Schretzheim gefeiert wird.

Die Pfarrei Schretzheim hatte über viele Jahrhunderte zunächst ein dem heiligen Laurentius geweihte Gotteshaus, dass sich aber immer mehr als zu klein und auch baufällig erwies. Nach insgesamt einjährigem Bau konnte Bischof Petrus von Hötzl 1899 die neue Kirche einweihen.