Neue Fenster im Westchor des Hohen Doms zu Augsburg
Augsburg (pba). Am heutigen Pfingstmontag hat der Diözesanadministrator im Bistum Augsburg, Weihbischof Josef Grünwald, die neuen Fenster im Westchor des Hohen Doms zu Augsburg gesegnet, die von dem bedeutenden Künstler und Professor Johannes Schreiter als Triptychon gefertigt wurden. Die Fenster mit Darstellungen der Perspektiven auf die Wiederkunft Jesu Christi wurden auf Wunsch des damaligen Bischofs von Augsburg, Dr. Walter Mixa, in Auftrag gegeben. Sie ersetzen die weiße Fensterverglasung, die nach dem Zweiten Weltkrieg eingebaut wurde. Die vorherigen Fenster im neugotischen Stil mit Darstellungen der Augsburger Bistumspatrone Simpert, Ulrich und Afra waren im Krieg zerstört worden.
Thema des Triptychons ist die Parosie, die Wiederkehr des Reiches Gottes, beginnend mit der Entrückung: Die im Glauben an Jesus Christus Entschlafenen auferstehen vom Tod und werden ihrem Herrn entgegengerückt (Thess 4,16 und 17).
Das mittlere Fenster zeigt das Endzeitgeschehen: Alle Menschen müssen vor Gott als ihren Richter treten. Links schweben die Seligen ihrem Herrn entgegen, auf der rechten Seite stürzen die Verweigerer des Errettungsgeschenks Jesu in einen rotglühenden Abgrund als Symbol für die biblische Hölle.
Das dritte Glasbild fokussiert das Sein der erlösten Gerechten in der himmlischen Ewigkeit. Die rechte untere Ecke des Fensters enthält außerdem vor einer lodernden Flamme das nach oben gestreckte U-Zeichen für „Mensch“. Dieses soll an den Märtyrertod der Augsburger Bistumspatronin Afra erinnern, die den Tod durch Verbrennen erlitt.
Der Künstler des Fensterzyklus’ Professor Johannes Schreiter äußert folgenden Gedanken zu dem Triptychon von seiner Hand: „Die in meiner eher karg bis hermetisch anmutenden Formsprache angedeuteten Phasen der Parusie warten letzten Endes auf die Interpretation des Betrachters, denn erst in ihm kommt ein Kunstwerk zur Vollendung.“
Die Ausführung der Fenster übernahm das Glasstudio Wilhelm Derix in Taunusstein. Die dafür benötigten Echtantikgläser entstammen der Glashütte Lamberts in Waldsassen.
Informationen zu dem Künstler Professor Johannes Schreiter:
Professor Johannes Schreiter wurde 1930 in Annaberg-Buchholz geboren und lehrte von 1963 bis 1987 als Professor an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Frankfurt am Main. Er versteht sich selbst als Maler und ist der Erfinder des Bildtypus’ der Brandcollage. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnete Johannes Schreiter einmal als den „bedeutendsten lebenden Glasmaler der jüngeren Gegenwart“. Berühmte Werke Schreiters sind seine Entwürfe für die Fenster in Langhaus und Chor der Heidelberger Heilig-Geist-Kirche aus den 1970er Jahren und die im Jahr 2007 realisierten Fenster für die Sakramentskapelle des Mainzer Doms.