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Deutsche Bischofskonferenz

Neues Friedenswort vorgestellt

21.02.2024

Im Rahmen der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Augsburg ist an diesem Mittwoch das neue Friedenswort der deutschen Bischöfe mit dem Titel „Friede diesem Haus“ vorgestellt worden. Bischof Dr. Bertram Meier als Vorsitzender der DBK-Kommission Weltkirche führte vor Medienvertretern durch den Text und präsentierte die großen inhaltlichen Linien des Dokuments.

Im zweiten Kapitel des 175-seitigen Dokuments seien, so Bischof Bertram, die theologisch-systematischen und ethischen Grundlagen der kirchlichen Friedensethik dargelegt. Dabei hätten die Bischöfe auf einen explizit bibeltheologischen Teil verzichtet, um eine Wiederholung des Friedensworts aus dem Jahr 2000 zu vermeiden. „Stattdessen legen wir in diesem Kapitel einen besonderen Schwerpunkt auf das Zueinander von strukturellen Rahmenbedingungen und individuellen Tugenden.“ Dieses Zueinander sei bisher zu wenig beachtet worden. „Die großen Fragen nach Krieg und Frieden und der internationalen Politik mögen auf den ersten Blick die Möglichkeiten eines jeden Einzelnen übersteigen.“ Doch jede Friedensordnung ist nur so stark wie die Menschen, die eine solche Ordnung leben und vertreten, betonte der Bischof. „Am Ende des Tages lässt sich Verantwortung nicht allein an Strukturen, Institutionen und Prozesse delegieren. Persönliche Verantwortung bleibt gefordert. Sie ist eine Frage unserer ethischen Identität.“

An die theologisch-ethischen Ausführungen schließt sich im dritten Kapitel eine Analyse gegenwärtiger Entwicklungen an. „Unsere Welt in Unordnung“ lautet die Überschrift. Entgegen der nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gehegten Hoffnung einer Wende hinzu einer rechtsförmigen internationalen Ordnung sei derzeit eine gegenläufige Tendenz festzustellen. Die Rückkehr der Politik der Großmächte gehe einher mit der „Macht des Stärkeren anstelle der Stärke des Rechts“, die in neuen Kriegen wie in der Ukraine münden. Als „Stressfaktoren“, die zu einer solchen Unordnung führten, bezeichnete Bischof Bertram etwa die Migrations- und Flüchtlingsströme, den Klimawandel, die Auflösung staatlicher
Ordnungen und organisierte Kriminalität. „Ohne diese Unruhe in der kollektiven Psyche der Völker wahrzunehmen, kann die sich ausbreitende Unordnung im Weltgeschehen kaum ausreichend begriffen werden.“

Drei Themenbereiche haben die Autoren des Friedenswortes herausgearbeitet, deren Bearbeitung Bischof Bertram als unumgänglich schilderte, um der mannigfaltigen weltpolitischen Krise entgegenwirken zu können. Diese seien zum einen „Gewalt und Gewaltmittel in unserer Zeit“, „die Schwächung internationaler Organisationen und des Vökerrechts“ sowie „die Bedeutung von Kultur und Identitäten in Gewalt- und Friedensprozessen“. Die eigene Identität und die Zugehörigkeit zu einer Gruppe stellten eine immens wichtige Rolle dar, ebenso eine bedeutende Ressource zur Bewältigung von Krisen. Der Bischof weiter: „Doch wenn sie dazu genutzt werden, um sich gegenüber anderen zu erhöhen, diese
auszugrenzen oder Kulturkämpfe heraufzubeschwören, dann werden Identitäten dazu missbraucht, Konflikte eskalieren zu lassen.“ Ein angemessener Umgang mit diesen legitimen Bedürfnissen, müsse deshalb dazu führen, sich gemeinsame
Wege zu erschließen, Konflikte konstruktiv auszutragen, so der Vorsitzende der Kommission Weltkirche.

Bei der Vorstellung des Friedensworts der deutschen Bischöfe: (v.l.) Professor Stobbe, Bischof Dr. Bertram Meier, Bischof Dr. Georg Bätzing. (Foto Annette Zoepf pba)

Zum Abschluss des Friedenswortes sei der Blick auf uns selbst und das konkrete Friedensengagement der Kirche gerichtet, so Bischof Bertram. „Wir nehmen uns also selbst in die Pflicht und ermutigen all jene, die sich tagtäglich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Aber wir zeigen auch auf, wo wir für das kirchliche Engagement noch Entwicklungschancen und -potenzial sehen.“ Damit solle ein Beitrag zu einer Kirche geleistet werden, die Papst Franziskus eindrücklich wie folgt beschrieben habe: Die Kirche sei aufgerufen, „hinauszugehen und die Menschen dort zu suchen, wo sie leben, wo sie leiden, wo sie hoffen“, und so einem „Feldlazarett“ gleiche, das dort aufgeschlagen werde, wo Kämpfe stattfänden.

Neben Bischof Bertram äußerten sich auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, und Prof. Dr. Heinz-Günther Stobbe, emeritierter Professor für katholische Theologie mit dem Schwerpunkt „theologische Friedensforschung“ an den Universitäten Münster und Siegen, sowie Moderator für den Arbeitsbereich Frieden der Deutschen Kommission Justitia et Pax vor den anwesenden Journalisten und standen ihnen im Anschluss an ihre Statements Rede und Antwort.

Das Friedenswort steht in der Tradition der friedensethischen Grundlagentexte „Gerechtigkeit schafft Frieden“ (1983) und „Gerechter Friede“ (2000). Wie diese Vorgängerdokumente ist auch „Friede diesem Haus“ der Versuch, die Friedensbotschaft des Evangeliums im Angesicht der aktuellen weltpolitischen Situation prinzipienfest, aber auch nuanciert und wirklichkeitsgerecht zur Sprache zu bringen. Insbesondere seit dem Frontalangriff auf die Prinzipien der geltenden Ordnung, die der Ukraine-Krieg darstellt, ist die Frage nach der christlichen Gewaltfreiheit neu aufgerufen.

 

 

Hinweis:

Das Friedenswort „Friede diesem Haus“ ist als Broschüre in der Reihe Die Deutschen Bischöfe (Nr. 113) erschienen und kann unter www.dbk.de in der Rubrik Publikationen bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden.