Ordensfest nach Hagelschaden: Pontifikalamt in der Turnhalle
Im August vergangenen Jahres hatte ein verheerendes Unwetter schwere Schäden in der Kirche und auf dem Klostergelände in Benediktbeuern hinterlassen. Knapp ein halbes Jahr danach war Bischof Dr. Bertram Meier an diesem Mittwoch beim traditionellen Don-Bosco-Fest der Salesianer zu Gast. Bei einem Pontifikalamt, das ausweichend in der Turnhalle gefeiert wurde, erinnerte er an „Hagelstürme der Aggression“ und „mitmenschliche Wüsten“, die unser gesellschaftliches Miteinander trübten.
„Heute feiern wir das Fest Ihres Ordensgründers und leuchtenden Vorbildes Giovanni Bosco in einer Turnhalle – ein Ausweichort, ein aus der Not geborener Ersatz für die geweihte Gebets- und Gottesdienststätte und doch, so wage ich zu behaupten, ein Ort, der dem Jugendseelsorger und begeisterten Sportler Johannes Bosco sehr entsprochen hätte. Er hätte sich bei uns heute pudelwohl gefühlt“, stellte Bischof Bertram in seiner Predigt den Bezug zum Ordensgründer und dessen Festtag her.
Aus äußerst widrigen Verhältnissen habe Don Bosco mit unerschütterlichem Vertrauen auf Gottes Führung, Fröhlichkeit und einem Charisma der Menschenliebe, Straßenkindern einen Zufluchtsort geschaffen, an dem Gewalt und Verwahrlosung keinen Platz gehabt hätten. Diesen außerordentlichen Eigenschaften des Heiligen entgegen, stehe das Verhalten vieler Menschen im Heute wie Gestern entgegen. So würden schlechte Tugenden wie Neid, Eifersucht, Konkurrenzdenken, intrigantes Verhalten und Ellenbogenmentalität auch in den Fragen stecken, die Menschen damals an Jesus gerichtet hätten und unsere Gesellschaft bis heute durchzögen. „Das, meine lieben Schwestern und Brüder, ist die Kehrseite des sozialen Miteinanders, die Kurzsichtigkeit, die die Mittelmäßigkeit zur Norm erhebt und zu einer brutal ausgeübten Sozialkontrolle werden kann. Hier erleben wir das Entstehen einer mitmenschlichen Wüste mit, den Hagelsturm der Aggression, der erbarmungslos jedes Pflänzchen niedermacht, jede Initiative vernichtet.“ Selbst dem Sohn Gottes sei dadurch verwehrt worden, seine Macht der Liebe und sein Heilswerk zur Entfaltung zu bringen, betonte Bischof Bertram.
Mit Blick auf die Lebensgeschichte des Ordensgründers warnte er schließlich davor, unbekannten oder falschen Menschen eine Verehrung zu schenken, die Allernächsten dabei aber zu vergessen: „Warum, so sollte sich jede und jeder von uns fragen, halten wir Menschen für groß, die wir nicht kennen, warum sind auch gläubige Christen in der Gefahr, Personenkult zu betreiben, Demagogen bei Wahlen ihre Stimme zu geben und vieles mehr, übersehen aber oder missachten gar die Allernächsten, die Eltern, die eigenen Kinder, den Bruder, die Schwester, Cousin und Cousine?“
Wenn Kirche eine Gemeinschaft von Menschen sei, die sich um Jesus Christus als die Mitte scharten, dann sei das Bild dafür die Familie. Don Bosco habe sich zur Familie Jesu gehörig gefühlt. „So wurde er für seine Ragazzi, die heimatlosen Jugendlichen, zum selbstlosen väterlichen Erzieher, zum seelischen und geistigen Halt und Vorbild“, so Bischof Dr. Bertram Meier.