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Ulrichswoche

Als "Gottes Mannschaft" zusammenstehen

08.07.2025

Sich ein Vorbild am heiligen Ulrich nehmen, aus den Worten der Heiligen Schrift Kraft für den Alltag ziehen und auf den Beistand Gottes vertrauen, hat Bischof Dr. Bertram Meier bei der diesjährigen Männerwallfahrt als gemeinschaftsfördernde Maßnahmen für gelingendes christliches Leben beschrieben. „Werden wir selbst Teil von Gottes Mannschaft, die treu zusammensteht, und Gott und den Menschen dient“, bestärkte der Bischof in der Basilika St. Ulrich und Afra während des Wallfahrtsgottesdienstes hunderte Männer, die an diesem Dienstagabend an die letzte Ruhestätte des Bistumspatrons gekommen waren.

Gegen halb acht formierte sich der Wallfahrerzug bei für diese sommerlichen Tage eher windig-kühlen Temperaturen unweit des Doms. An dessen Spitze stellten sich der Kreuz- und die beiden Standartenträger sowie Diözesan-Männerseelsorger Diakon Gerhard Kahl. Wie in jedem Jahr mischten sich die teils bunt bestickten Fahnen der kirchlichen Verbände, örtlichen Vereine, Feuerwehren und religiösen Vereinigungen unter die Menge. Nach der kurzen Begrüßung durch Diakon Kahl, in der er besonders der Kolpingkapelle Mering für die musikalische Begleitung und den Sicherheitskräften dankte, setzten sich knapp tausend Männer in Bewegung. Sie gingen betend und singend vorbei am Rathausplatz, die Augsburger Prachtstraße entlang und schritten der von der Abendsonne angestrahlten Basilika entgegen.

Kurz vor acht zogen die ersten Fahnenabordnungen an Altar und Ulrichsschrein vorbei und die Kirchenbänke füllten sich unter den Klängen von Ulrichsbläsern und Orgel. Es herrschte einmal mehr eine besondere Atmosphäre, die der Bischof in seiner Predigt aufgriff: „Es ist ermutigend für mich, und hoffentlich auch für Sie, zu sehen, dass es nach wie vor viele Männer gibt, die öffentlich zu unserem christlichen Glauben stehen, Freude an der Gemeinschaft haben und Gott in ihrem Leben einen Platz einräumen.“

Zudem lud Bischof Bertram die versammelten Männer nach dem „äußerlichen Gehen“ dazu ein, auch „innerlich aufzubrechen“, wie es der Sinn einer Wallfahrt sei. Handlungsleitend könne dafür nach wie vor das Motto des Ulrichjubiläums sein, indem sie „mit dem Ohr des Herzens“ auf die Weisungen Gottes in der Heiligen Schrift hören und diese auf ihre Alltagstauglichkeit hin überprüfen. Diese gelte gleichermaßen für die Stellen aus dem alten wie dem neuen Testament.

So könne der in die Zukunft weisende positive Rat des Propheten Jesaja, der auf dem Hintergrund des Babylonischen Exils an das Volk Israel gerichtet war, auch in die heutige Zeit hinein Hoffnung schenken: „Alle Sorgen, alle Trauer und alle Schmerzen, die wir in uns tragen, werden von Gott nicht nur gesehen, sondern er will uns auch heilen und zu einem guten und erfüllten Leben führen. Immer wieder dürfen wir zu ihm kommen und im Gebet sagen, was uns bedrückt.“ Doch nicht nur die belastenden Dinge seien bei Gott gut aufgehoben, sondern auch der Dank für alles Schöne im Leben wie eine glückliche Ehe, Geburten oder langjährige Freundschaften, so der Bischof. „Überall dort, wo gegenseitiger Respekt und Liebe zuhause sind, ist Gott mit seinem heiligen Geist mitten unter uns.“

Aus dieser Überzeugung habe auch der heilige Ulrich seine Kraft gezogen, dessen Leben auch nicht frei von Schwierigkeiten, widrigen Situationen und persönlichen Krisen gewesen sei. Doch der Bistumspatron konnte „vor allem im Gebet, stets die Nähe des Herrn spüren, und galt bei seinen Mitmenschen vielleicht gerade deshalb als ‚sehr gewinnender Mann‛, wie wir über ihn lesen, weil er ‚vertrauend auf Gottes Hilfe‛ allen Herausforderungen des Lebens voller Tatkraft und Zuversicht begegnete“, so Bischof Bertram.  

Mit Blick auf die durch den Diakon vorgetragene Erzählung von der Heilung des Gelähmten aus dem Markusevangelium rückte der Bischof speziell an diesem Tag einen Aspekt daraus in den Mittelpunkt, der sonst eher vernachlässigt werde: nämlich die Tatsache, dass es vier Männer waren, die den bewegungsunfähigen Menschen allen Hindernissen zum Trotz und voller Überzeugung, dass ihm nur so geholfen werde, vor Jesus brachten. Es sei wichtig und tröstlich, gute Freunde um sich zu wissen, die Bischof Bertram den versammelten Männern nicht nur beim gemeinsamen Schafkopfspiel wünschte.

Ein weiteres Mal verwies der Bischof auf den heiligen Ulrich als Vorbild, der der Nachwelt als Friedensvermittler im Großen und mit sozialem Engagement im Kleinen in Erinnerung bleibe. Dabei müssten es nicht immer die großen Gesten oder Worte sein. Vielmehr gelte es, auch bei kleineren Konflikten im persönlichen Umfeld nicht impulsiv oder gar aggressiv zu reagieren, sondern sich stets zu bemühen, ruhig und friedlich zu bleiben, mahnte Bischof Bertram und schob nachdenklich die Frage hinterher. „Wie viele Streitigkeiten bis hin zu ausgewachsenen Kriegen entstehen nur dadurch, dass Menschen -meist Männer - es nicht schaffen, ihr Ego im Zaun zu halten und ausgleichend zu wirken?“ 

Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich Diakon Kahl bei den Teilnehmern sowie bei allen, die zum Gelingen der Männerwallfahrt ihren Teil leisteten. Einen besonderen Dank richtete er an die Ulrichsbläser und Kirchenmusiker Peter Bader an der Orgel, die der Wallfahrt ihren musikalisch-festlichen Rahmen gaben. Dieser endete auch heuer wieder mit dem Ulrichslied „Streiter in Not, Helfer bei Gott“, das hunderte Männerstimmen im Innenraum der Basilika zum Klingen brachten.

Darunter waren 17 Männer, die in den vergangenen 24 Stunden eine längere Pilgerstrecke hinter sich gebracht hatten. Sie legten seit Montagabend den Weg von Türkheim nach Augsburg zu Fuß zurück: Zusammen mit den Männerseelsorgern Diakon Gerhard Kahl und Franz Snehotta schwiegen, beteten und sangen sie gemeinsam die Nacht hindurch auf den rund 60 Kilometern zum Grab des heiligen Ulrich. Für Männer, die eine besondere Herausforderung suchen, gibt es dieses Angebot seit rund zwanzig Jahren.

Aus- und Überblick

Die diesjährige Ulrichswoche endet am Freitag, 11. Juli, mit der feierlichen Reponierung des Ulrichsschreins. Unter www.ulrichswoche.de gibt es einen ausführlichen Überblick über alle Gottesdienste und sonstigen Veranstaltungen.