Chrisammesse: Was tun, wenn Geistlichen das Gebet schwerfällt?
Am Mittwoch der Karwoche werden im Augsburger Dom traditionell die drei Heiligen Öle für das Jahr geweiht: Krankenöl, Katechumenenöl und Chrisam. Gleichzeitig erneuern die anwesenden Priester aber auch ihr Weiheversprechen. Bischof Dr. Bertram Meier rückte dabei vor allem das Versprechen zum beständigen Gebet in den Mittelpunkt seiner Predigt und ging dabei auch auf Lösungen für Schwierigkeiten im eigenen Gebetsleben ein.
Seine Predigt richtete Bischof Dr. Bertram Meier gezielt an die zahlreichen anwesenden Priester im Ostchor des Domes. Ins Zentrum seiner Betrachtungen stellte er dabei das Gebet, da im Rahmen der Chrisammesse auch das Weiheversprechen erneuert wird: „Seid ihr bereit, zusammen mit dem Bischof im Gebet, das uns aufgetragen ist, Gottes Erbarmen für die euch anvertraute Gemeinde zu erflehen?“ Doch unabhängig davon müssten Seelsorger eben auch die Erfahrung machen, dass „sich unser Beten von der Klage zur Anklage und zu einem verstummenden Gebet wandelt“. Dann würden nicht nur die Worte, sondern auch der Glaube an die Kraft des Gebetes fehlen. Eine gebetslose Zeit sei das dann dennoch nicht: „Ist nicht die Frage nach dem Warum, die Haltung des Ringens mit Gott, die Erfahrung der Gewöhnung und Abnützung immer noch eine betende, eine mit Gott hadernde Zeit?“
Mose als Vorbild
Auch Mose hätte in der ersten Lesung (Ex 17,8-15) mit solchen Problemen zu kämpfen gehabt. „Er steht vor Gott für das Volk, und er steht für Gott vor dem Volk“, so der Bischof. Aber auch Mose, der Mittler zwischen Gott und Volk, sei „ganz Mensch“ gewesen. Die eigene Ohnmacht habe er zugelassen, in aller Offenheit und Öffentlichkeit. Und dann habe er sich unter die Arme greifen lassen: „Er lässt sich stützen, er lässt sich helfen, er gibt seine Bedürftigkeit zu.“ Seinen Priestern riet Bischof Bertram daher auch dazu, sich den alttestamentlichen Propheten zum Vorbild und Beispiel zu nehmen, auch Papst Franziskus fordere seine Besucher eben dazu auf, für ihn zu beten.
Die Weihe der Heiligen Öle
- erfolgt einmal jährlich im Rahmen der Chrisammesse, die der Augsburger Diözesanbischof leitet
- nach der Erneuerung des Weiheversprechens werden die Öle feierlich zum Altar getragen
- dazu gehört traditionell das Öl für die Krankensalbung, das Öl für die Salbung der Taufbewerber und das Chrisamöl
- das Chrisam wird mit Balsam vermengt und vom Bischof als Zeichen der Herabkunft des Heiligen Geistes angehaucht
- Chrisam wird bei der Taufe, der Firmung, der Priester- und Bischofsweihe sowie bei Altar- und Glockenweihen verwendet
- im Anschluss holen Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Pfarreien die Öle ab
Der Bischof betonte aber auch in seiner Predigt, dass der Alltag mit seinen beruflichen und privaten Ansprüchen manchmal kaum Zeit für das Gebet lasse. Das Gebetspensum solle die Priester nicht zusätzlich unter Druck setzen.
Auch im Gebetsleben gilt: „Weniger ist manchmal mehr“
„Wenn wir mit Gott von Herz zu Herz sprechen, dann gilt auch für unser Gebetsleben: Weniger ist manchmal mehr“, sagte der Bischof. Trotz des Weiheversprechens zähle vor allem die innige Beziehung zu Gott. Den Geistlichen riet er daher, sich ein eigenes Herzensgebet zu schaffen, das das eigene Leben wie ein Bass im Chorgesang stütze. Sein persönliches begleitet den Bischof schon seit Kindertagen: „Mit Gott fang an, mit Gott hör auf; das ist der beste Lebenslauf.“
Der Karl-Kraft-Chor der Augsburger Domsingknaben begleitete das Pontifikalamt mit dem Gesang der „Messe in D“ von Karl Kempter.