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Osternacht

„Das ist der Tag, den Gott gemacht“

31.03.2024

Augsburg (pba). Im Pontifikalamt am Ostersonntag stellte Bischof Dr. Bertram Meier die Frage, ob die Kirche Jesus am richtigen Platz suche – konserviert im frommen Andenken oder als Quell des lebendigen Evangeliums. Bereits in der Osternacht auf den Sonntag hatte er betont, dass das heiligste Fest der Christenheit ein Scheidepunkt gewesen sei, der durch Jesu Auferstehung den Weg zu Hoffnung und Leben weise.

„Das ist der Tag, den Gott gemacht“, nahm der Bischof in seiner Predigt am Sonntag Bezug auf ein populäres österliches Kirchenlied, denn im Gegensatz zu menschengemachten Feiertagen sei Ostern einer, den wir Gott zu verdanken hätten. Dabei sei es aber nie einfach gewesen, Ostern zu feiern: „Denn wirklich Ostern feiern kann nur der, der mit Gott und seiner Tat rechnet“.

Schon der erste Ostermorgen habe diese Schwierigkeit gezeigt, erzählten die Evangelien doch wenig von Feierstimmung unter den Aposteln und stattdessen viel von ihrer anfänglichen Trauer über den Tod Jesu. In der Dunkelheit des Grabes, wo sie am ersten Ostermorgen zusammenkamen, hätten keine Unterschiede oder Vorgeschichten mehr gezählt, sondern nur noch die Gemeinsamkeit der Verzweiflung – und auch des gemeinsamen Unverständnisses, als sie das Grab leer vorfanden: „Kein großes Halleluja, sondern kleinlautes Fragen.“

Bischof Bertram bei der Predigt.

Bischof Bertram bei der Predigt.

„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“, habe der Engel die Frauen am Grab gefragt. Eine Frage, die für den Bischof auch heute noch aktuell sei: „Wieviel in der Kirche ist ‚Mumiendienst‘, pietätsvolle Pflege alter Formen, die längst gestorben sind? Wo sind wir auf dem Weg zum Grab, anstatt dass wir Zeugnis vom Lebendigen geben?“ Dieses Zeugnis und dieser Einsatz für den Lebendigen und für das Leben sei Pflicht und Aufgabe eines jeden Christen.

Gerade in der heutigen Zeit sei das Leben indes in immer größerer Gefahr, unter Druck durch Menschen und Ideen, die das Leben menschlicher Herrschaft unterordnen würden, von der Manipulation menschlicher Gene noch vor der Schwangerschaft über die weltweit zunehmend schärfer geführte Abtreibungsdebatte bis hin zum assistierten Suizid. „Es braucht auch heute Stimmen, die auf der Seite der Schwachen und Ungeschützten stehen“, rief Bischof Bertram dazu auf, die christliche Überzeugung, dass das Leben ein Geschenk Gottes sei, auch weiterhin zu vertreten und zu verteidigen: „Unsere Stimme ist gefragt als Anwälte für das Leben.“

Bischof Bertram segnete das Feuer, an dem die Osterkerze entzündet wurde.

Bischof Bertram segnete das Feuer, an dem die Osterkerze entzündet wurde.

Bereits in der einhergehenden Osternacht am Karsamstag betonte der Bischof im trotz nächtlicher Dunkelheit von zahlreichen Kerzen hell erleuchteten Hohen Dom, dass es in der Kirche um mehr gehe als bloße Reformdiskussionen: „Niemand bezweifelt die Notwendigkeit, die Steine so ins Rollen zu bringen, dass längst fällige und aufgestaute Reformen endlich auf den Weg kommen – auch in der Kirche.“ Doch das Christentum habe noch mehr anzubieten als die Steine der Reform – es sei der Stein von Ostern, der den Weg freigemacht habe für eine Veränderung der ganzen Welt.

Freilich seien es nicht „irgendwelche starken Männer“ gewesen, die damals den Stein von Jesu Grab weggewälzt hatten, so der Bischof: „Gott selbst war es, der die Initiative ergriff“ und damit eine von nur zwei Möglichkeiten Wirklichkeit werden ließ. Wäre der Stein am Platz geblieben, so wäre Jesus tot gewesen und für immer geblieben: Ein charismatischer Prediger und unbequemer Prophet, zum Schweigen gebracht durch die Mächtigen seiner Zeit. „Doch es kam anders“ – der Stein war weggewälzt, das Grab leer, und der Engel sagt den Frauen, dass sie Jesus am falschen Platz suchten, genauso wie er bei Jesu Geburt den Hirten seine Ankunft verkündet hatte.

Die Segnung der Speisen ist eine uralte Tradition der Osternacht.

Die Segnung der Speisen ist eine uralte Tradition der Osternacht.

„Da kommt wirklich ein Stein ins Rollen: Frauen und Hirten verkünden das Evangelium. Was könnte das bedeuten über Weihnachten und Ostern hinaus, für unsere pastoralen Dienste in der Kirche, auch für die amtliche Verkündigung?“, so die Frage des Bischofs in der Osternacht. Mit dem Schweizer Theologen Karl Barth sei er sich sicher, dass die Osterbotschaft den Weg zur Hoffnung und zum Leben weise – wie vor rund zwei Jahrtausenden so auch heute: „Das ist die Botschaft von Ostern.“

Das Pontifikalamt am Ostersonntag wurde seitens des Kammerchors der Domsingknaben sowie einem Bläserensemble der Dommusik mit der „Missa Bell’amfitrit altera“ von Orlando di Lasso sowie der Sequenz „Victimae paschali laudes" begleitet. In der Osternacht trug eine Schola der Domsingknaben deutsche Liturgiegesänge vor. Der nächtliche Gottesdienst wurde zudem live im Fernsehen von augsburg.tv und allgäu.tv übertragen.