Das Leben neu unter Gottes Licht stellen
Im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamts hat Bischof Dr. Bertram Meier an diesem Freitag das Fest der Darstellung des Herrn im Hohen Dom zu Augsburg gefeiert. In seiner Predigt deutete er die beiden Begriffe „Opfer“ und „Hingabe“ biblisch und theologisch aus und rief dazu auf, das Leben wieder neu unter Gottes Licht zu stellen.
„Das heutige Fest, das Papst Johannes Paul II. als ‚Tag des gottgeweihten Lebens‘ in den kirchlichen Kalender einführte, ist sicher ein Tag für Ordenschristen, geweihte Jungfrauen, Eremitinnen und Apostolische Gemeinschaften. Doch wir alle sind aufgerufen, unser Leben heute wieder neu unter Gottes Licht zu stellen. Wir stehen - wie die Familie Jesu - hier im Tempel in der Gegenwart Gottes, des Herrn“, betonte Bischof Bertram in seiner Predigt.
Opfer und Hingabe seien zwei Begriffe, die durch übermäßigen und unlauteren Gebrauch über die Jahrhunderte fast unbrauchbar geworden seien. Dennoch sei nicht ohne sie sowie ihre biblische und theologische Bedeutung auszukommen. Als Beispiel stellte der Bischof zwei Persönlichkeiten vor, die ihr Leben der Nachfolge Christi unter dem Zeichen des Opfers gewidmet hatten: Den Jesuiten Alfred Delp (1907-1945) und den ehemaligen UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld (1905-1961).
„Die Geburtsstunde der menschlichen Freiheit ist die Stunde der Begegnung mit Gott“, zitierte er aus den Gesammelten Schriften Delps und betonte: „Pater Delp macht keinen Hehl daraus, dass die Nachfolge Jesu eine Nachfolge bis ans blutige Kreuz sein kann. Doch weil er wie Maria an das Heilswerk Gottes glaubt, kann er getrost in die Nacht des Todes gehe“, so Bischof Bertram.
Ein Mann von Pflichtbewusstsein und äußerster Disziplin sei auch der schwedische Adelige und Friedensnobelpreisträger Dag Hammarskjöld gewesen. Für seinen Glauben, in dem alle Menschen gleich waren, habe er sich allen politischen Schwierigkeiten und Anzeichen von Todesdrohungen zum Trotz eingesetzt. Aus bis heute ungeklärter Ursache sei er bei einem Flugzugabsturz 1961 ums Leben gekommen. „Möge ich Opfer sein / für das im Opfer, /was nicht dem Opfer entfloss“, las Bischof Bertram aus seinem posthum veröffentlichten Tagebuch vor und wandte sich zugleich an die Gläubigen im Dom: „Kommen wir nicht mit leeren Händen, sondern übergeben wir IHM, was seine Gabe ist! Schenken wir uns freimütig Gott, um Boten seiner Liebe zu sein.“
Der Gottesdienst wurde musikalisch durch den Domchor mit der Missa "Gott is myn Licht" des franko-flämischen Renaissancekomponisten Johannes Mangon begleitet.
Im Anschluss an den Festgottesdienst wurde den anwesenden Gläubigen der traditionelle Blasiussegen gespendet. Dieser Segen geht auf den heiligen Bischof und Märtyrer Blasius von Sebaste zurück und wird als Gebet gegen Halskrankheiten verstanden.
Die katholische Kirche feiert traditionell vierzig Tage nach Weihnachten das Fest der Darstellung des Herrn. Bereits im 4. Jahrhundert wurde es begangen, bald jedoch rückte die „Reinigung“ Marias und damit die Bezeichnung „Mariä Lichtmess“ stärker in den Vordergrund. Erst die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil setzte erneut einen christologischen Schwerpunkt und kehrte zum älteren Namen zurück. Ordenschristen feiern seit 1997 am 2. Februar den Tag des gottgeweihten Lebens.