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Weltkirche

Estnische Jugendliche zu Gast im Bischofshaus

04.04.2024

Vier junge Erwachsene waren in Begleitung ihres Dompfarrers nach Beratungen mit der Abteilung Weltkirche am Donnerstag nach Augsburg gereist, um neue Kontakte zur deutschen Kirche zu knüpfen. Das Ziel soll sein, dass die Gäste aus dem Baltikum neue Ideen für die Jugendarbeit in ihrer Heimat sammeln.

Die Idee für den Austausch geht auf Ingmar Kurg zurück, der unter anderem als Gasthörer in Augsburg Theologie studierte. Seit dieser Zeit bestehet auch die Verbindung zur Abteilung Weltkirche. Monatliche Videokonferenzen waren der persönlichen Begegnung nun vorausgegangen.

Bereits auf dem Weltjugendtag in Lissabon sei ein erstes Treffen mit Jugendlichen aus der Pfarreiengemeinschaft Murnau geplant gewesen, dann aber aufgrund terminlicher Schwierigkeiten nicht zustande gekommen, berichtet der Leiter der Abteilung Weltkirche Anton Stegmair. Diese Wochen habe dann eine Zusammenkunft am Staffelsee stattfinden können. Eine der Teilnehmerinnen habe sich sogar getraut in der Abendmesse zu ministrieren. In der estnischen Heimat, mit ihrem eher konservativ geprägten Katholizismus, ist der Dienst männlichen Ministranten vorbehalten. Auch ein Gegenbesuch von Jugendlichen aus der Pfarreiengemeinschaft Murnau ist geplant. Dieser soll im Rahmen des Welt-Taizé-Treffens in der estnischen Hauptstadt Tallin im Dezember stattfinden.

In Augsburg selbst standen wiederum verschiedene Termine an. So wurde die Gruppe am Donnerstagmorgen zunächst im Bischofshaus von Bischof Dr. Bertram Meier empfangen. Auf dem Programm standen dann auch Besuche bei der Katholischen Studierenden Jugend in Augsburg und im Gebetshaus.  

Die katholische Kirche in Estland

Das Christentum erreichte Estland im 13. Jahrhundert, ein einheimischer Klerus wurde allerdings nur begrenzt aufgebaut. Mit der beginnenden Reformation im 16. Jahrhundert setzte dann ein Machtkampf zwischen den Rittern des Deutschordensstaates und den Städten ein. Spätestens 1630 hatte sich das ganze Land dem Protestantismus zugewandt. Estland selbst war abwechselnd Teil Schwedens oder des russischen Zarenreiches. 1783 wurde ganz Estland Teil des neugegründeten katholischen Erzbistums Minsk in Belarus. Auch die Dominikaner siedelten sich in bescheidenem Umfang wieder dort an. 1845 errichteten die Katholiken erstmals wieder eine eigene Kirche.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gab es in Estland vier Pfarreien mit 5000 Katholiken. 1918 gliederte man diese dem lettischen Bistum Riga ein, 1924 wurde schließlich die Apostolische Administratur Estland als Vorstufe eines Bistums gegründet. 1940 wurde Estland von der Sowjetunion annektiert, die die katholische Kirche vor Ort repressiv behandelte. Bespitzelungen, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Kircheneigentum wurde beschlagnahmt. 1988 gab es noch einen katholischen Priester in Estland. 1992 wurde nach 50 Jahren der Vakanz wieder ein Apostolischer Administrator eingesetzt. Heute bekennen sich noch 30 % der Esten zum Christentum. Davon gehören circa 0,5 % der katholischen Kirche an (rund 6000 Menschen), die sich in fünf Pfarreien gliedert. 2018 betrat erstmals ein Papst das Land.