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Pfingsten

Fest der Einheit in Vielfalt

19.05.2024

Völkerverständigung, Dienst am Gemeinwohl sowie den Aufruf zu Vergebung und Frieden hat Bischof Dr. Bertram Meier als göttliche Aufträge aus dem Pfingstereignis benannt. „Glauben wir daran, dass Sein Heiliger Geist auch heute noch in uns wirkt und wir alle gesendet sind, um diese Welt zu einem besseren und friedlicheren Ort zu machen“, ermutigte der Bischof die Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Sudetendeutschen Tages. Gemeinsam mit ihnen feierte er an diesem Pfingstsonntag den festlichen Gottesdienst in der Augsburger Messe.

Für Bischof Bertram hätte es kaum einen passenderen Termin im Kirchenjahr geben können. So seien gerade das Pfingstereignis und dessen Botschaft der Liebe, dass Gott Menschen verschiedener Sprachen und Kulturen zusammenführe, ermutigend für Menschen, deren Biografie durch Flucht und Vertreibung geprägt war und ist. Und der Bischof weiß, wovon er spricht, liegen doch seine mütterlichen Wurzeln ebenfalls im Sudetenland.

Als Weltkirche-Bischof, der viele Länder bereist, habe er schon häufig solche Situationen erlebt: „Wenn es auch manchmal schwierig ist, und wir als Christinnen und Christen verschiedener Länder und Kulturen kein solches Sprachwunder erleben, bei dem alle sich verstehen, wie es uns die Heilige Schrift vom Pfingsttag berichtet, fühlt man sich doch im Glauben und im Herzen verbunden, insbesondere beim gemeinsamen Gebet.“ Dabei gehöre es für ihn zur christlichen Grundhaltung, allen Menschen, egal welcher Herkunft, offen und respektvoll zu begegnen. „Dies gilt ganz besonders für Notleidende wie Kriegsflüchtlinge und Vertriebene.“

So bedeute Pfingsten für Bischof Bertram nicht nur das Fest der Geistsendung, sondern sei zugleich auch mit dem Auftrag verbunden, eine Geisteshaltung gegenüber unserem Nächsten einzunehmen, die Wertschätzung und Freundlichkeit sowie die Achtung von Menschenwürde und Solidarität ausstrahle. „Christliche Weltanschauung und Glaube stehen als transzendente Wertegaranten im Dienst von Wohlstand und friedlicher Völkergemeinschaft. Ein Europa der Strukturen und Institutionen ohne diesen tragenden und belebenden Geist würde kraft- und ziellos werden“, betonte der Bischof auch mit Blick auf die anstehende Europawahl.

Für den Aufbau der Gemeinde und zum Wohl der Mitmenschen gelte es daher die eigenen Fähigkeiten und Begabungen zu entfalten und einzusetzen. Jede und jeder Einzelne müsse sich die Frage stellen, „welchen Beitrag wir leisten können, damit Europa immer mehr zu einem Haus wird, in dem viele Nationen ihre Wohnung finden, und wo Freiheit und Gerechtigkeit keine leeren Worthülsen darstellen, sondern durch konkretes Handeln in Politik und Gesellschaft Realität werden“! Grundlage dafür sei für Bischof Bertram das christliche Menschenbild, nach dem die Menschenwürde und der Lebensschutz von der Zeugung bis zum natürlichen Tod zentrale Bedeutung hätten.

Dritter und letzter Punkt, den der Bischof aus dem Tagesevangelium herauszieht, ist der Gedanke des Friedens. Diesen schenke Jesus denen, die ihn annehmen, nicht nur als verinnerlichte Haltung, sondern als Befähigung zum Frieden in der Welt einen Beitrag zu leisten. „Angesichts der schrecklichen Kriege in der Ukraine, im Heiligen Land und in anderen Ecken der Welt ist es für die Schaffung und den Erhalt des Friedens unbedingt notwendig, Wege der Gewaltüberwindung zu suchen“, mahnte er und erinnerte gleichzeitig an die aus dem Sudetenland stammende Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner. „Auch wenn sich ein Land aus Notwehr selbst verteidigen muss, dürfen die Kanäle des Dialogs nie aufgegeben werden. Um auch dauerhaft Frieden zu haben, braucht es noch eine Sache, auf die uns Jesus im Evangelium hinweist: Vergebung.“

Neben der Begrüßung der Gottesdienstbesucher durch den Präses der sudetendeutschen Katholiken, Monsignore Dieter Olbrich, überbrachte Monsignore Adolf Pintír zudem Grußworte im Namen der Tschechischen Bischofskonferenz. Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst von Kurt Pascher und seinen Original Böhmerwälder Musikanten.

   

Der 74. Sudetendeutsche Tag in Augsburg fand an diesem Pfingstwochenende (17. bis 19. Mai) in Augsburg statt und stand unter dem Motto „Miteinander für Europa“. Zu den Programmpunkten zählten wieder die Kulturpreisverleihung am Freitagabend im Goldenen Saal des Rathauses, die Verleihung des Europäischen Karls-Preises am Samstagvormittag sowie das Pontifikalamt mit Bischof Bertram und die Hauptkundgebung am Sonntagvormittag in der Messe Augsburg. Dazu erwarteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Vorträge, Präsentationen, Mundartlesungen, Filmvorführungen, Buchvorstellungen, musikalische Darbietungen und Diskussionsrunden.