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Pfingstmontag

„Wir alle haben in Maria eine Mutter“

20.05.2024

Der Pfingstmontag wurde 2018 durch Papst Franziskus zum Festtag der Gottesmutter Maria als Mutter der Kirche bestimmt. In einem Pontifikalamt in der Gebetsstätte Marienfried (Dekanat Neu-Ulm), die an diesem Tag Patrozinium feiert, betonte Bischof Bertram in seiner Predigt, dass Maria mit „offenen Ohren, aufmerksamen Augen und einem guten Mund“ die Menschen als Mutter und Schwester zugleich begleite.

Dass Maria uns zu Jesus führe, sei ein vertrauter Gedanke, der allerdings manchmal dazu führe, darüber die Mutterschaft Mariens für die Kirche und sogar die gesamte Menschheit zu vergessen, sagte der Bischof eingangs in seiner Predigt und zitierte eine Erzählung des russischen Schriftstellers Dostojewski, der vier Jahre in einem sibirischen Gulag verbringen musste und sich später an einen im Sterben liegenden Mithäftling erinnerte, nach dessen Tod sich einer der Lagerwärter überraschend vor dem Leichnam verneigte: „Hat doch auch eine Mutter gehabt!“

Auch Jesus, der Häftling und zum Tode Verurteilte, habe Maria als Mutter gehabt, die mit ihm litt, seinen Leidensweg begleitete und ihm selbst noch am Kreuz beistand. Doch Jesus sei nicht nur Menschenkind gewesen, sondern auch Gottessohn, der diese Mutterliebe nicht für sich behalten wollte und Maria laut der biblischen Überlieferung dem Jünger anvertraute, den er liebte: „Damit bindet er die Kirche an Maria, und Maria bekommt eine neue Aufgabe: Die Mutter Gottes wird zur Mutter der Kirche. Die Mutter, die Jesu Kreuz im Herzen mitgetragen und sein Leiden in der Seele mitgelitten hat, trägt auch unsere Kreuze mit und leidet mit, wenn es uns als Gliedern des Leibes Christi, der Kirche, schlecht geht.“

Pietà in der Kirche der Gebetsstätte.

Pietà in der Kirche der Gebetsstätte.

Maria begleite die Menschen auf dreierlei Weisen, betonte der Bischof. Sie sei bereits von Anfang an eine Hörende gewesen, aufmerksam für die Botschaften Gottes wie auch die Nöte der Menschen. Dazu gehöre ihr aufmerksames Auge für unsere Lasten und Leiden: „Von diesem guten Blick haben wir einen unerschöpflichen Vorrat. Marias gütige Augen sind uns bis heute gewogen, wenn uns manches Kreuz die Sicht verstellt und verdunkelt.“ Und zuletzt spreche ihr Mund Worte des Trostes für die Menschen und des Lobes an Gott, wobei sie auch nicht vor kritischen Fragen zurückscheute – selbst einem Erzengel gegenüber. So habe nicht nur der sibirische Gefangene eine Mutter gehabt, sondern wir alle, und noch mehr: „Weil Gott sie aus uns Menschen genommen hat, ist sie zugleich unsere Schwester. Zu ihr dürfen wir kommen und uns anvertrauen mit dem ältesten Gebet, das die Christen an Maria gerichtet haben: Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, heilige Gottesmutter. Amen.“

Die Gebetsstätte Marienfried geht zurück auf ein 1944 abgelegtes Gelübde der Pfarrgemeinde St. Martin in Pfaffenhofen a.d. Roth. Nachdem die Gemeinde im Krieg weitestgehend verschont blieb, wurde unter tätiger Mithilfe der dortigen Schönstatt-Bewegung 1947 eine der Muttergottes geweihte Kapelle errichtet. 1995 wurde sie von Bischof Dr. Viktor Josef Dammertz unter dem Namen „Maria, Mutter der Kirche“ als eigenständige Kirchenstiftung errichtet. 2010/11 wurde die Kirche grundlegend umgebaut und in die heutige Form gebracht.