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Frauenwallfahrt

„Gott hört und antwortet“

09.07.2025

Es war fast regnerisch und von sommerlichen Temperaturen rein gar nichts zu spüren, aber davon ließen sich rund 250 Frauen aus Nah und Fern nicht abschrecken. Wie jedes Jahr am Mittwoch um sechs Uhr in der Früh machten sie sich in der Ulrichswoche auf den Weg vom Dom über die Maximilianstraße bis hin zur Basilika St. Ulrich und Afra. Sie setzten damit ein ausdrucksstarkes Zeichen für ihren Glauben und den Frieden, der die Frauenwallfahrt seit ihren Anfängen prägt. Nach einem feierlichen Empfang mit Orgelspiel und Glockenklängen rundete eine Messe mit dem Andechser Klosterabt Johannes Eckert OSB das morgendliche Pilgern ab. 

„Heute wollen wir ein zentrales Thema unseres Glaubens besonders in den Blick nehmen: die Resonanz“, hieß sodann Ruth Hoffmann, geistliche Beirätin beim Frauenbund Diözesanverband Augsburg, die Frauen zu Beginn der Messe willkommen und stellte damit auch das leitende Thema der Wallfahrt näher vor. Resonanz, so Hoffmann, sei ein tiefes, wechselseitiges Geschehen zwischen Mensch und Gott. „Auch wir sind heute eingeladen, in diese Bewegung einzutreten. Mit unserem Zweifel, unserer Sehnsucht, unserer Hoffnung. Gott hört – und antwortet“, betonte Hoffmann und erinnerte an zwei beispielhafte Frauen aus der Bibel, nämlich Hagar aus dem Alten Testament und die Syrophönizierin aus dem Neuen Testament.   

Die Geschichte der Syrophönizierin aus dem gehörten Evangelium war dann auch Ausgangspunkt für die Predigt, die auf zweifache Weise nicht klassisch daherkam. Denn in Dialogform machten sich Abt Johannes Eckert und Ruth Hoffmann gemeinsam auf eine Innenschau der handelnden Personen, sie tauchten abwechselnd ein in die Gefühls- und Gedankenwelt von Jesus und der heidnischen Frau. Was hat Jesus gedacht und was die heidnische Frau aus Syrophönizien? Was hat sie wohl zu ihrem Handeln bewegt und sich in ihrem Denken durch die Begegnung mit dem Anderen verändert? Die Gedankenstücke, die von beiden abwechselnd vorgelesen wurden, legten die Bibelstelle auf eine neue, innovative und zum Nachdenken anregende Weise aus. „Jesus kommt durch den Dialog mit der Frau zu einer tiefen Einsicht und lässt sich durch alle Evangelien hinweg ausschließlich von dieser belehren“, fasst Abt Johannes Eckert als Schlussfolgerung zusammen. 

Am Ende der Messe segnete Abt Johannes die Ulrichsbrote, die heuer wieder verheißungsvoll duftend in sechs großen Körben vor dem Altar standen. Die „Doppelsemmeln“, die zum Teilen einladen sollen, gehen bereits auf die Ursprünge der Wallfahrt 1947 und ihrem Gebet um Frieden und Versöhnung zurück. Die Tradition wird seither aufrechterhalten. Gegen Spende werden die Brote am Ende an die Frauen verteilt. Im gemeinschaftlichen Miteinander beim Frühstück klang auch heuer die Wallfahrt der Frauen im Haus Sankt Ulrich aus.