„Heilige Anna Schäffer wird über die Region hinaus verehrt“
Als „eine außergewöhnliche Frau“ hat Bischof Dr. Bertram Meier die heilige Anna Schäffer aus Mindelstetten bezeichnet, „die so vielen Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen, vom Krankenbett aus, geholfen hatte.“ Gerne ist Bischof Meier der Einladung des Pfarrers Josef Schemmer gefolgt und ins Bistum Regensburg gekommen, um den großen Gebetstag mit einer Pontifikalmesse zu feiern.
Papst Benedikt XVI. nannte sie bei der Heiligsprechung 2012 als ein „leuchtendes Vorbild“ für alle Gläubigen und einen „Spiegel der Liebe Gottes“, führte Bischof Bertram in seiner Predigt aus und zeigte, was man von ihr auch heute noch lernen könne.
Anna Schäffer schrieb in ihren „Gedanken und Erinnerungen“ folgenden Satz, in dem der Bischof eine Art „Zusammenfassung ihrer ganz persönlichen Spiritualität“ sah. Er lautet: „Wie gut kann man mit Jesus am Kreuze sterben, wenn man mit Jesus am Kreuze gelebt hat.“
Zum einen legte Bischof Bertram dar, was es heiße, mit „Jesus am Kreuz zu leben“. So wie Anna Schäffer ihr Schicksal, nämlich die Folgen des schweren Unfalls mit kochend heißem Wasser, annahm, genauso ist es ein untrügliches Zeichen, dass die schlimmsten Leiden unseres Lebens Zeilen sein können, auf denen Gott Heilsgeschichte schreiben könne. Dabei werde deutlich, was Jesus mit seiner Ankündigung meinte, dass einer sein Kreuz auf sich nehmen müsse, wenn er ihm wirklich nachfolgen will (vgl. Mt 16,24). „Im Falle von Anna Schäffer hieß das, ganzjährig ans Bett gefesselt zu sein, mit großen Schmerzen. Man kann verstehen, wenn es Menschen angesichts solchen Leids schwerfällt, an einen liebenden Gott zu glauben“, zeigte der Bischof auf.
Auch die heilige Anna musste erst lernen, diese Realität anzuerkennen, doch wurde ihr die Gnade zuteil, im Laufe der Zeit immer mehr loszulassen und sich ganz der Liebe Gottes zu übergeben. „So wurde sie für viele Gläubige nicht nur eine tröstende und hilfreiche Ratgeberin, sondern zeigt auch uns heute, welche Kraft im Gebet und in der Gottverbundenheit liegt.“
Der erste Teil des Satzes von Anna Schäffer, „Wie gut kann man mit Jesus am Kreuze sterben…“, lehre uns welchen Wert das menschliche Leben selbst in schmerzhaften Zuständen hat. Die heilige Anna Schäffer erkannte „tief in ihrem Inneren, welch überaus reiche Gnade Gott ihr speziell in dieser Lebensphase gewährte, indem er sie Dinge sehen ließ, Visionen, Begegnungen mit Heiligen, und sie fand ihre Berufung darin, anderen von der alles übersteigenden Liebe Christi zu erzählen, aus der heraus sie tagtäglich lebte, und die sie besonders beim Kommunionempfang spüren konnte.“
Der Bischof appellierte an die Gläubigen, „niemals den Fehler zu machen, angesichts von Schmerz und Leid den Sinn des Lebens in Frage zu stellen. (…) Das Leben, mit all seinen schönen und herausfordernden Seiten, bleibt ein unverfügbares Geschenk Gottes.“
Er schloss seine Predigt mit dem Aufruf: „Erheben wir als Kirche und Gesellschaft unsere Stimme, wo die Würde des Menschen gefährdet ist, und seien wir Anwältinnen und Anwälte für das Leben. Schließlich: Rechnen wir damit, dass uns in diesem Leben Dinge passieren, die wir nicht verstehen und unter denen wir leiden. Christsein, das lehrt uns die hl. Anna Schäffer, heißt, auch diese Dinge anzunehmen und Mut zu fassen im Glauben an die Zusage, die Paulus uns in der heutigen Lesung freudig zuruft: ‚Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit.‘ (Kol 1,27)
Am 26. Juli wir der jährliche „Anna-Schäffer-Gebetstag“ gefeiert und zieht Tausende Gläubige an ihren Geburtsort. Dieser Tag ist der Namenstag der heiligen Anna, der der Namenspatronin von Anna Schäffer. Anna war die Mutter von Maria.
Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Dr. Bertram Meier im Wortlaut: