Segen für zahlreiche Ehejahre
Bei einem feierlichen Gottesdienst mit Bischof Dr. Bertram Meier in der Basilika St. Ulrich und Afra haben an diesem Freitag 285 Ehepaare aus dem Bistum Augsburg, die bereits seit 50, 60 oder fast 70 Jahren verheiratet sind, auf ihre langjährige Liebe, Verbundenheit und Treue zurückgeblickt. Den Seniorinnen und Senioren bescheinigte Bischof Bertram dabei eine ganz besondere Rolle im Dienst der Glaubensbezeugung, in Kirche und Familien.
„Wenn es um die Weitergabe der Frohen Botschaft geht, haben alte Menschen oft ein besonderes Talent, den Blick auf das Wesentliche des Evangeliums zu lenken: das Wort Gottes, das aufbaut und tröstet, das Richtung gibt und stärkt, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind“, betonte Bischof Bertram in seiner Predigt. Er nahm dabei Bezug auf die spezielle Rolle der beiden Greisen Simeon und Hanna bei der Darstellung des Herrn im Tempel aus dem gehörten Evangelium.
„Die Schilderung dieser betagten Menschen rückt das Alter in ein besonderes Licht. Nicht das Abnehmen der Kräfte, nicht die wachsenden körperlichen Einschränkungen, nicht die Rückwärtsgewandtheit, die man der älteren Generation gern und oft nachsagt, stehen im Vordergrund“. Vielmehr werde den Senioren die besondere Fähigkeit bescheinigt, Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten. „Wie schön, wenn das Glaubenszeugnis nicht allein gegeben wird, sondern zu zweit, als Paar, das davon erzählen kann, wie Gott gerade in schwierigen Momenten begleitet und getragen hat“, richtete sich Bischof Bertram mit einer gleichzeitigen Bitte an die zahlreichen Frauen und Männer: „Beten Sie nicht nur füreinander, beten Sie immer auch miteinander! Gerade Ihre Kinder und Enkel brauchen das Gebet.“
Die Klage, dass Gottesdienste vorwiegend von älteren Menschen besucht würden, interpretierte Bischof Bertram als Hinweis auf eine zunehmende Empfänglichkeit für Gottes Botschaft am Ende des Lebens. „Ich bin überzeugt, dass gerade alte Menschen aufgrund ihrer Erfahrung, die sie durch Höhen und Tiefen führte, die Brücke schlagen können zwischen Vergangenheit und Zukunft. Sie können glaubhaft erzählen, was es heißt, zu hoffen, wenn Lebenspläne jäh durchkreuzt werden. Sie können davon berichten, was Glauben bedeutet, wenn er durch dunkle Phasen des Lebens gegangen und gereift ist.“
Bezugnehmend auf Simeon und Hanna rief der Bischof die Ehejubilare dazu auf, weiterhin hoffnungsfroh in die Zukunft zu schauen: „Beide haben sich in hohem Alter den Blick nach vorn bewahrt, obwohl sie sicher auch die Versuchung spürten, nach hinten gewandt die Ereignisse zu bewerten“. Auch damals hätte es in einer Zeit voller Krisen, Widersprüche und politischen Abhängigkeiten viel Gottvertrauen gebraucht, die Hoffnung nicht aufzugeben, so Bischof Bertram. Doch gerade das lange Warten habe Simeon und Hanna dafür zugerüstet, im Kind Jesus den Messias zu entdecken.
Die Fürbitten fanden im Rahmen eines Gabengangs statt, in welchem Ehepaare verschiedene Elemente einer langjährigen Ehe nach vorne brachten: Zum Beispiel ein Fotoalbum und Eheringe, ein Kreuz und eine Hochzeitskerze.
Im Anschluss an die Messe konnten sich die Ehejubilare einen Segen zusprechen lassen.
Der Tag der Ehejubilare ist im Bistum Augsburg in den vergangenen Jahren zu einer festen Tradition geworden und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Während es vor ein paar Jahren nur einen Termin in der Ulrichswoche gab, so finden heuer noch zwei weitere Gottesdienste und Feierstunden für langjährig verheiratete Paare statt. Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger wird am kommenden Sonntag ein Pontifikalamt mit den Ehejubilaren feiern, Weihbischof Florian Wörner am kommenden Mittwoch. Bei beiden Gottesdiensten werden Paare dabei sein, die bereits vor 70 Jahren oder noch länger den Bund der Ehe geschlossen haben. Insgesamt werden 841 Ehepaare zu den „Tagen der Ehejubilare“ nach Augsburg kommen.
Organisiert wird die Veranstaltung von der Ehe- und Familienseelsorge sowie der Altenseelsorge im Bistum Augsburg.