Menü
Bischöflicher Hilfsfonds "Caritative Anliegen"

Integration durch Begegnung: „Susu Heils Idee ist mega“

07.04.2025

Donauwörth (pca). Allein, isoliert und voller Sorgen, weil sie nicht wissen, ob ihr Asylantrag Bestand haben wird. So fühlen sich viele geflüchtete Frauen in Donauwörth. Sie leben in den beengten Verhältnissen der Gemeinschaftsunterkunft. Sie kümmern sich um die Erziehung der Kinder, kochen für die Familie, erledigen die vielen kleinen Dinge im Haushalt. Nur selten kommen sie aus den Unterkünften heraus. „Das ist nicht gut“, ist Susu Heil überzeugt. So rief sie einen Kreis von Flüchtlingsfrauen ins Leben. Der Bischöfliche Hilfsfonds für caritative Anliegen fördert das Projekt.

Heil, seit 20 Jahren mit einem Deutschen verheiratet, führt in Donauwörth ihr eigenes Geschäft, „Susu’s Einhorn Lädchen“. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass es als „Ausländerin“ nicht einfach ist, mit Deutschen Kontakte zu knüpfen. Auch akzeptiert zu werden, „braucht seine Zeit“. Nichts tun war aber nie ihre Lösung. „Man muss etwas aktiv dagegen tun.“ Integration ist so zu einem Lebensthema für sie geworden.

Fabienne Kroiss, Flüchtlings- und Integrationsberaterin der Caritas, und Heil kamen über die Integrationslotsinnen des Landratsamtes Donau-Ries in Kontakt. Heil erzählte ihr von ihrem Anliegen, die Frauen aus den Unterkünften zu einem Treffen einladen zu wollen. So nahm Kroiss Heil in die große Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Donauwörth mit. So entstanden die Kontakte. „Ich bin dankbar, dass ich hier eine Brückenfunktion erfüllen und die Frauen in der GU mit Frau Heil zusammenbringen konnte.“

Heil spricht Arabisch. Das half ihr schnell mit den Frauen aus der Türkei, aus Syrien, Afghanistan und dem Irak ins Gespräch zu kommen und deren Bedenken zu überwinden. Zu ihnen gehört auch Paiman Noman-Salih. Die Anfang 20-Jährige hat sich „riesig gefreut“, als sie von Heils Einladung hörte. „Ich komme raus. Ich kann etwas Vernünftiges unternehmen und unter Menschen kommen. Durch dieses Projekt kann ich die deutsche Kultur kennenlernen.“ Das bedeutet ihr sehr viel. Sie leidet unter ihrer Einsamkeit. Ihr Mann war vor einem Jahr abgeschoben worden.

Begegnung auf Augenhöhe

Heil organisierte für die Frauen Besuche im Bürgerspital. Sie gesteht heute ein: „Ich hatte anfangs wohl mehr Bedenken als die Seniorinnen und Senioren selbst.“ Die Frauen sind muslimischen Glaubens und tragen Kopftücher. Schnell sei ein nettes Miteinander entstanden. Man habe mit Füßen und Händen geredet. „Beide Seiten gingen aufeinander zu“, so Heil und Kroiss. Die alten Menschen wurden aus ihrer Einsamkeit und Alltäglichkeit herausgeholt. Die Flüchtlingsfrauen erfuhren entgegen ihren Befürchtungen eine herzliche Aufnahme. „Und sie können so gleichzeitig Deutsch lernen“, sagt Kroiss. Die alten Menschen fragen inzwischen nach: „Wann kommt Ihr wieder?“

Kroiss und Heil sind sich einig. Erst die Begegnung schafft die Möglichkeit zur Integration. „Das Projekt schafft erst die Voraussetzung dafür“, betont Kroiss. Die Flüchtlingsfrauen kämen zwar zu ihr in Einzelgespräche, um sich mit ihr über ihre verschiedenen Probleme und Fragen auszutauschen. Doch wie beide Seiten im Altersheim so unkompliziert zusammengekommen seien, „das war einfach schön“.

Projekt zieht weitere Kreise

Der Kreis der Flüchtlingsfrauen hat inzwischen auch zum Fastenbrechen im Ramadan, dem muslimischen Fastenmonat, in das Bistro der Kolping-Akademie eingeladen. Dekan Robert Neuner, Leiter der Pfarreiengemeinschaft Donauwörth, war mit dabei. „Wir nutzen dieselben Straßen, gehen in dieselben Geschäfte. Warum sollen wir nicht auch bei religiösen Festen untereinander begegnen? In der Begegnung können wir manches besser verstehen. So können auch Ängste fallen“, ist er überzeugt. Neuners evangelische Kollegin in Donauwörth, Pfarrerin Jasmin Gerhäußer, zeigt sich auch begeistert. „Eine bessere Idee zur interkulturellen Kommunikation und Integration kann man doch gar nicht haben.“ Auch der Imam in Donauwörth, Nesim Anart, sieht das so. „Ich bin dankbar dafür, das Fastenbrechen hier gemeinsam zu begehen.“

Zustimmung findet das Projekt auch im Landratsamt. Die gebürtige Donauwörtherin Sibel Aldabel, die für den Fachbereich Sozialwesen im Landratsamt Donau-Ries als Integrationslotsin arbeitet, sagt nur: „Susu Heils Idee ist mega. Hier finden Kulturen, Nationalitäten, Frauen und Männer friedvoll zueinander. Das ist Religion für mich.“

Paiman Noman-Salih will niemandem zur Last fallen. Sie will sich einbringen, Deutsch lernen und arbeiten. Sie ist nicht die einzige in diesem Kreis. Kroiss: „Es ist nur schade, dass so viel Bereitschaft und der Wunsch nach Arbeit, ein Wesenselement jedes Menschen, so wenig gehört wird.“

 

Info:

Der Caritasverband für die Diözese Augsburg e.V. beschäftigt im Bistum Augsburg derzeit 65 Beraterinnen und Berater in der Flüchtlings-, Integrations- und Migrationsberatung. Die Caritas setzt sich dafür ein, dass jeder Mensch, aus welchen Gründen er auch immer seine angestammte Heimat verlässt, ein Anrecht auf Beratung hat. Sie will über die Möglichkeiten, Chancen und die gesetzlichen Gegebenheiten informieren. Zudem ist es das Ziel der Caritas, die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund durch die Beratung, durch Vernetzungsarbeit und Förderung des ehrenamtlichen Engagements zu fördern.