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Hochfest des heiligen Ulrich

„Mensch für Menschen sein“

04.07.2025

Augsburg (pba). Mit der Erhebung des Ulrichsschreins am Donnerstagsabend und dem Festgottesdienst zum heutigen Gedenktag des Heiligen ist die diesjährige Festwoche zu Ehren des Bistumspatrons feierlich eröffnet worden. Bischof Dr. Bertram Meier warb anhand von Beispielen aus der Vita des heiligen Ulrich, der Märtyrerinnen und Märtyrer aller Zeiten sowie der vielen stillen Heldinnen und Helden des Alltags für eine Lebenshingabe aus christlicher Überzeugung. Dabei rief er das Leben einer bedeutenden Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts besonders in Erinnerung.

„Mensch für Menschen zu sein!“, ermutigte der Bischof die Gläubigen vom Ambo aus. Es komme auf jeden Einzelnen von uns ans. Dabei gehe es nicht um eine verkappte Form von Selbstoptimierung, die heutzutage vor allem in der westlichen Welt zu einer Art Religionsersatz geworden sei. „Nicht Egoismus und das Übertrumpfen von anderen stehen im Vordergrund, sondern die Verwirklichung des Lebensplanes, den Gott in jeden von uns gelegt hat.“

Als Gewährsmann für seine Worte wählte Bischof Bertram mit Albert Schweitzer einen Zeitgenossen, dessen 150. Geburtstags heuer gedacht werde und dessen beeindruckendes Leben im Dienst des Menschen nach seinem Eindruck sowohl medial als auch von kirchlicher Seite viel zu verhalten gewürdigt werde. Dies zeige ihm, „wie sehr dies erklärungsbedürftig, ja vielleicht sogar fragwürdig geworden ist; setzt es doch eine ungeheure Sensibilität und damit das Gegenteil von einer heute selbstverständlich erscheinenden Egozentrik voraus“, so der Bischof.

Geleitet von den Jesu-Worten „Wer sein Leben will behalten, der wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinet- und des Evangeliums willen, der wird es behalten“ und deren Bedeutung für sein Handeln, habe Schweitzer die Konsequenzen gezogen, Verantwortung zu übernehmen und sein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen. Ein Lebenszeugnis des mit 90 Jahren verstorbenen Menschenfreunds, Arztes, christlichen Denkers und Philosophen, das wie in unsere Zeit hineingesprochen wirkt, „in der viele von uns auf Fernsehnachrichten verzichten, um nicht sehen zu müssen, was ihr Gewissen unruhig macht“, betonte Bischof Bertram.

Zum Ende seiner Predigt schlug der Bischof noch einmal den Bogen zum heiligen Ulrich, der zwar keine 90 Jahre alt wurde, aber dennoch trotz körperlicher Beschwerden der von ihm geforderten Verantwortung treu geblieben sei. „Er richtete die Verletzten auf und tröstete die Trauernden. Er gab denen, die alles verloren hatten, wieder das Nötigste zum Leben und: Er engagierte sich für eine dauerhafte Wende zum Frieden“, resümierte er die bleibenden Verdienste des Bischofs, dessen Gedenktag die Weltkirche heute begeht.

Gemeinsam mit Bischof Bertram feierten neben den Weihbischöfen Florian und Josef, Mitgliedern des Domkapitels, zahlreichen Priestern und Diakonen sowie Grabesrittern auch Missionarinnen und Missionare auf Heimatbesuch und Dienstjubilare den Gottesdienst in der gut gefüllten Basilika mit. Bevor der Ulrichsschrein am Ende der Feier in einer kleinen Prozession zum Ulrichsaltar übertragen wurde, spendete der Bischof allen anwesenden Gläubigen den Apostolischen Segen und lud zum wiederholten Mal zur Tradition der „Ulrichsminne“ auf den Vorplatz der Basilika ein, wo den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern Brot und Wein gereicht wurde, und das Fest in geselliger Gemeinschaft ausklang.

Für die musikalische Gestaltung der Feier sorgten wie in jedem Jahr die Augsburger Domsingknaben und das Orchester der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann sowie Peter Bader an der Orgel. Chor und Orchester brachten die Missa Solemnis (KV 337) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) zu Gehör.

 

Bereits am Vorabend zum Ulrichstag war mit Reinhard Kardinal Marx der Metropolit der Kirchenprovinz der Einladung nach Augsburg gefolgt. Der Erzbischof von München und Freising sprach bei der feierlichen Pontifikalvesper davon, dass Bischof Ulrich mit den Armen und Schwachen seiner Zeit stets „den Kern des Evangeliums“ im Blick gehabt habe.

Der Ulrichsschrein

Der heilige Ulrich wurde nach seinem Tod im Jahr 973 in einem schlichten Grab in der damaligen St. Afra-Kirche bestattet. 1764 transferierte man die sterblichen Überreste, deren Echtheit mehrfach überprüft wurde, endgültig in einen goldenen Reliquienschrein. Dieser zeigt neben einer Darstellung des Heiligen auch verschiedene Szenen aus dessen Leben.

 

Übertragung im Hörfunk

Die Pontifikalvesper und das Pontifikalamt zum Auftakt der Ulrichswoche wurden vom kirchlichen Hörfunksender radio horeb live aus der Basilika St. Ulrich und Afra übertragen. Auch der „Nightfever“-Gottesdienst am 5. Juli (19.00 Uhr) und der Gottesdienst für geistliche Berufe am 10. Juli (18.00 Uhr) wird über den Sender zu hören sein.

 

Die Ulrichswoche im Heiligen Jahr

Das Bistum Augsburg gedenkt in dieser Woche (3. bis 11. Juli) seines Patrons, des heiligen Bischof Ulrichs von Augsburg. Wie jedes Jahr werden bei Gottesdiensten, Andachten, Gebetsstunden und anderen Veranstaltungen tausende Pilgernde und andere Besucherinnen und Besucher in der Augsburger Ulrichsbasilika erwartet. Das Motto der diesjährigen Ulrichswoche „Fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis“ beruft sich auf ein Zitat des Apostels Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom und spielt gleichzeitig wiederum auf das Leitthema „Pilger der Hoffnung“ an, unter dem das Heilige Jahr heuer in Rom stattfindet.

Bevor mit dem Festgottesdienst und der Reponierung des Ulrichsschreins am 11. Juli um 18.30 Uhr die Ulrichswoche ihr Ende findet, bietet das Festprogramm ein vielfältiges Angebot für alle Generationen – von den Gottesdiensten für die Kitas und Schulen über die Frauen- und Männerwallfahrt bis hin zu den verschiedenen Wallfahrtsgottesdiensten für die Nationen, die Einrichtungen der Behindertenhilfe, die Caritas und die Senioren. Aber auch der „Tag der geschwisterlichen Seelsorge“ am 7. Juli lockt Seelsorgerinnen und Seelsorger zu einem Fortbildungstag an das Grab des Bistumspatrons.

Alle Informationen zum Programm gibt es unter www.ulrichswoche.de.