Mit Maria vor dem Kreuz stehen
Der Wallfahrtsort Maria Vesperbild bei Ziemetshausen ist eines der bedeutendesten Glaubenszentren Mittelschwabens und wird jährlich von vielen Menschen aufgesucht, die ihre Anliegen der Fürsprache der Gottesmutter anvertrauen wollen – und das schon seit 375 Jahren. Der Auftakt zum Jubiläums-Wallfahrtsjahr wurde am Schmerzensfreitag, 11. April mit einem Pontifikalamt mit Kurienkardinal Kurt Koch feierlich begangen.
In seiner Predigt betonte der Kardinal, dass Jesu letzte Worte, die er am Kreuz an seine Mutter gerichtet habe, auch als Geburtsstunde der Kirche gelten müssten: „Wenn es abschließend im Johannesevangelium heißt: Von jener Stunde habe der Jünger Johannes Maria zu sich genommen, dann dürfen wird darin die tiefste Wurzel der Kirche als neue Familie Jesu Christi wahrnehmen.“ Indem Jesus seine Mutter dem Johannes anvertraut habe, habe er sich auch uns als unsere Mutter gegeben, die wiederum nichts anderes wolle, als uns zu ihrem Sohn hinzuführen: „Das ist die frohe Botschaft, die der heutige Schmerzensfreitag für uns bereithält.“
Zugleich seien wir als Christen der modernen Welt dazu aufgefordert, mit Maria unter dem Jünger ganz bewusst unter dem Kreuz und zu dem Kreuz zu stehen und den Trost der Auferstehung zu bekennen. „Der heutige Schmerzensfreitag lädt uns ein, den Ort unter dem Kreuz zusammen mit Maria und Johannes aufzusuchen, ihnen unsere Sorgen und Leiden anzuvertrauen und jenen Trost zu suchen und zu finden, den wir im Vesperbilder Wallfahrtslied mit tiefem Glauben besingen: Der Sohn in seiner Leidensnacht hat sie als Mutter uns vermacht, uns helfen ist ihr Mutterpflicht, Maria, sie vergisst das nicht. Amen.“
Nach dem Gottesdienst, der musikalisch vom Memmenhausener Musikverein gestaltet und durch verschiedene Fahnenabordnungen bereichert wurde, brach die versammelte Gemeinde zu einer Lichterprozession auf, die sie zu der bekannten Fatimagrotte südlich der Wallfahrtskirche führte. Dabei wurde auch der neu restaurierte Kreuzweg entlang des Weges durch den Kardinal gesegnet und gebetet und damit der Auftakt gegeben für ein buntes und reichhaltiges Jubiläumswallfahrtsjahr 2025.
Die Wallfahrt nach Maria Vesperbild geht auf ein Gnadenbild der Gottesmutter zurück, dass der damalige Herr des nahen Schlosses Seyfriedsberg Jakob von St. Vincent im Jahr 1650 für eine kleine, nahegelegene Kapelle stiftete. In den Jahren und Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg wuchs die Wallfahrt zu dem Gnadenbild hin rasch an und entwickelte sich vom einem lokalen zu einem überregional bedeutenden Phänomen. Die heutige Kirche wurde 1756 eingeweiht. Heute ist Maria Vesperbild eines der bedeutendsten Glaubenszentren zwischen Ulm und Augsburg und wird jährlich von rund 400.000 Menschen aufgesucht. Das weitere Vesperbilder Wallfahrtsjahr 2025 erstreckt bis zum Christkönigsfest und beinhaltet unter anderem ein feierliches Pontifikalamt mit Bischof Bertram zum Hochfest Mariä Himmelfahrt.