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Palmsonntag

Starkes Plädoyer für Freundschaft

13.04.2025

Es ist die Spannung zwischen Hoffnung und Enttäuschung, zwischen Leben und Tod, durch die die Heilige Woche gekennzeichnet ist. So gedenkt die Kirche am heutigen Palmsonntag nicht nur des feierlichen Einzugs Jesu in die Stadt Jerusalem, sondern feiert den Auftakt zur Woche, die über das Letzte Abendmahl an Gründonnerstag und den Kreuzestod Jesu am Karfreitag in die österliche Auferstehungsfeier mündet.

In seiner Predigt hielt Bischof Bertram ein starkes Plädoyer für Freundschaft und Liebe, die in Jesu Leben und Tod ihr „göttliches Maß und Ziel haben“. Gott mache keinen Bogen um unser Elend, unsere Angst, unsere Armseligkeit und Sterblichkeit, betonte der Bischof. „Wo wir selbst den geliebtesten Menschen allein den Weg gehen lassen müssen, da ist Jesus uns vorangegangen und hat uns durch sein Sterben die letzte Einsamkeit genommen. Er ist für uns gestorben, damit wir im kleinen und großen Sterben des Alltags nicht allein bleiben.“

Was er damit konkret meint, schildert Bischof Bertram in sehr persönlichen Worten: Es sei das Gefühl, allein zu sein, unverstanden und enttäuscht, welches auch sein eigenes Leben in gewissen Momenten präge. „Keiner scheint Anteil zu nehmen an dem, was mich bedrückt, was mir Sorgen macht, was mir schwerfällt.“ Gerade in solchen Situationen trage einen die Erfahrung, gute Freunde um sich zu wissen. „Menschen, die es gut mit mir meinen, die für mich da sind, denen ich erzählen kann und die mir zuhören, die mich aufrichten, die nicht nur die Glanzpunkte, sondern auch die Schattenseiten meines Lebens kennen und mich gerade so annehmen“, so der Bischof. 

So könnten Nähe, Verständnis, Güte und Liebe, die Menschen einander schenken, den erfahren lassen, der uns annimmt und aufrichtet, und der laut Überlieferung durch die biblische Überlieferung zu uns bis heute das sagt, was er vor 2000 Jahren gelebt hat: „Eine größere Liebe hat niemand als wer sein Leben hingibt für seine Freunde“. Die zuvor zu Gehör gebrachte Leidensgeschichte Jesu führte diesen zentralen Satz den Gläubigen im Wechsel von gesprochenem und gesungenem Wort eindrücklich vor Augen.

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte der Bischof währen der Statio vor dem Dom noch die Palmzweige gesegnet, mit denen er und die Gemeinde nach einer kurzen Prozession am Hauptgebäude der Regierung von Schwaben und des Bischöflichen Ordinariats vorbei durch das bronzene Faller-Portal feierlich in die Kathedrale einzogen. Die Zweige sollen daran erinnern, wie die Menschen seinerzeit Jesus beim Einzug nach Jerusalem begleitet und bejubelt haben. Sie werden später verbrannt und ihre Asche in der Aschermittwochsliturgie des Folgejahres den Gläubigen auf die Stirn gelegt.

Musikalisch gestaltet wurde der Palmsonntagsgottesdienst vom Karl-Kraft-Chor der Augsburger Domsingknaben unter Leitung von Dr. Julian Müller-Henneberg und einem Bläserensemble der Dommusik.

Palmen galten bereits in der Antike als heilige Bäume, sie wurden oft als Symbole für Macht, Sieg und Königtum betrachtet. Der Einzug Jesu in Jerusalem knüpft an eine Prophezeiung des Propheten Sacharja an, in der ein wiederkehrender König David auf einem Esel reitend in Jerusalem eintrifft. Spätestens seit dem 8. Jahrhundert ist die Palmprozession zu Beginn des Palmsonntagsgottesdienstes auch liturgisch nachweisbar.