St. Johann Baptist in Memmingen wiedereröffnet
Die Memminger Katholiken freuen sich über den Abschluss der Generalsanierung ihrer Pfarrkirche im ehemaligen Augustinerkloster in der Altstadt. Am Samstagabend feierte Bischof Bertram aus diesem Anlass dort ein Pontifikalamt und betonte, dass die Kirche als „Oase mitten in der Stadt“ eine wichtige Funktion innerhalb der Cityseelsorge übernehme.
Ausgehend vom Evangelium der Speisung der 5000 lud Bischof Bertram die Anwesenden dazu ein, durch die Wundergeschichte der Bibel den „Horizont unserer oft allzu begrenzten Wahrnehmung“ zu weiten. Ganz besonders ging er dabei auf die Rolle der beiden anwesenden Apostel ein. Philippus habe als Realist und Skeptiker lieber die Versammlung auflösen und die Menschen heimschicken wollen. Bischof Bertram: „Wie Philippus überkommt uns Unsicherheit, wenn wir unsere geringen Mittel sehen und unsere bescheidenen Möglichkeiten wahrnehmen gegenüber dem, was nötig wäre.“ Andreas hingegen habe zumindest versucht die Versorgungslage zu verbessern und einen bescheidenen Optimismus an den Tag gelegt.
Jesus als das Brot des Lebens
Der eigentlich Handelnde sei in der Szene allerdings Jesus, dessen Macht sich aber eben nicht ohne das Zutun der Jünger zeige. „Seien wir uns also bewusst: Gott handelt, nicht aber ohne das Zutun der Menschen“, so der Bischof. Indem sich Jesus selbst als Brot des Lebens hingebe, werde das „Picknick im Grünen“ jedoch zu einem Zeichen für das Leben in Fülle.
Auch in der frisch renovierten Memminger Kirche nehme Jesus nun wieder „Wohnung inmitten der Stadt“. Er präsentiere sich in dem Kirchenraum, um sich finden zu lassen, und um zu sättigen. Als „Oase im Herzen der Stadt“ solle die Kirche daher ein Kraft-Ort für alle Glaubenden und Suchenden sein. Die erneuerte Kirche sei allerdings auch ein klares Statement dafür, dass die Kirche im öffentlichen Raum präsent bleibe. Zusammen mit dem „Café mittendrin“ komplettiere sie das Angebot der City-Seelsorge nun wieder.
Kirchenbau seit 2018 geschlossen
Die instabile Kassettendecke war im September 2018 Auslöser für die Schließung der Kirche. Die konkreten Sanierungsmaßnahmen, deren Umfang sich bald vergrößerte, ging die Gemeinde ab Januar 2021 an. Neben der neuen Decke, wurden auch der Dachstuhl, der Chorraum, die Figuren, die Beleuchtung, der Sockel sowie die Außenwand und das Dach generalüberholt. Die Nutzung der restaurierten Orgel soll bald ebenfalls möglich sein.
Die gesamten Baumaßnahmen lagen in einem Kostenrahmen von rund 2,5 Millionen Euro, blieben allerdings weitestgehend im veranschlagten Bereich. Bereits ab dem 28. Juli finden in der Kirche sonntags um 19 Uhr sowie dienstags um 12.15 Uhr Heilige Messen statt.
St. Johann Baptist im Laufe der Zeit
Der Bau selbst hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1448 errichteten die Memminger Augustiner an dem Ort der Vorgängerkirche das heutige Gotteshaus. Kloster und Kirche lagen schon damals direkt am Marktplatz und waren Johannes dem Täufer sowie dem heiligen Augustinus geweiht. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche schließlich im Barockstil umgestaltet. 1803 fielen die Gebäude zunächst an den Deutschen Orden, dann an den bayerischen Staat. Seit 1807 ist die Klosterkirche katholische Stadtpfarrkirche, erhielt in diesem Zuge allerdings das St. Maximilianspatrozinium. 1843 folgte die Umbenennung zu St. Johann Baptist. Bald darauf riss man die Klostergebäude ab und veränderte auch das Aussehen der Kirche nachhaltig. Die letzten Reste der barocken Ausstattung gingen im Zuge verschiedenster Renovierungen im 20. Jahrhundert verloren. Heute ist der Kirchenraum eher schlicht, lenkt allerdings auch den Blick auf ein bedeutendes Monumentalkruzifix.