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Aussendung in den pastoralen Dienst

Vielfalt als Reichtum wertschätzen

21.09.2024

Augsburg (pba). Bischof Dr. Bertram Meier hat an diesem Samstag zwei Pastoralreferentinnen, drei Gemeindereferentinnen und eine Pfarrreferentin für den pastoralen Dienst im Bistum Augsburg beauftragt. In einem feierlichen Pontifikalamt im Augsburger Dom lud er die Mitarbeiterinnen ein, im Hören auf die Stimme Gottes, den Dialog mit der Welt und anderen Kulturen zu suchen und Vielfalt als etwas Bereicherndes zu verstehen.

In seiner Predigt ging der Bischof auf das von den Kandidatinnen selbst gewählte Leitwort der Aussendungsfeier „Together in difference – United in faith“ ein. Er las daraus einen hohen Anspruch, der an alle Christinnen und Christen formuliert werde, aber erinnerte gleichzeitig an die gemeinsame Hoffnung, die uns trage. „Die Hoffnung, dass wir bei unseren Projekten nicht alleine sind, sondern dass der Herr uns mit seinem Heiligen Geist zu Hilfe kommt und uns in Gemeinschaft zusammenführen will.“ Dies gelte auch für die derzeitigen Diskussionen um eine zukunftsfähige, missionarisch-synodale Kirche, nahm Bischof Bertram Bezug auf die anstehenden Beratungen der Weltsynode im Oktober in Rom. In seinen weiteren Ausführungen stellte er zu diesem Thema drei Perspektiven vor, die die Bedeutung von „Beziehungen“, „Wegen“ und „Orten“ im Kontext der Pastoral beleuchteten.

Egal an welchen pastoralen Einsatzstellen Dienst getan werde, sei es entscheidend, gut auf die Stimme Jesu zu hören, gab Bischof Bertram den Frauen als Rat mit auf ihren Weg. „Eine lebendige Beziehung zu Gott ist die entscheidende Basis dafür, dass wir seelisch gesund bleiben und nicht nur Sinn in unserem alltäglichen Handeln finden, sondern auch Freude verspüren.“ Auf Menschen zuzugehen, mit ihnen das Leben und den Glauben zu teilen, „das ist das Ziel einer missionarisch-synodalen Kirche, welche nicht nur um sich selber kreist, sondern auch in einen Dialog mit der Welt tritt“, so Bischof Bertram.

In Bezug auf die Tatsache, dass unter den Auszusendenden heuer ausschließlich Frauen seien, erinnerte der Bischof an die ersten christlichen Gemeinden, in den zahlreiche Apostelinnen und Prophetinnen bei der Lehre und Verkündigung eine große Rolle gespielt hätten. „Heute denken wir darüber nach, inwieweit die Mitwirkung von Frauen am Leben und in der Leitung der Kirche weiterentwickelt werden kann. Auch das wird ein wichtiger Punkt sein bei unseren Gesprächen in Rom. Selbst wenn es keine schnellen Lösungen geben wird, dürfen wir gespannt sein, wie und wohin die Debatte laufen wird – auch über die Synodenaula hinaus“, sagte der Bischof und lud dabei vor allem zum gegenseitigen Zuhören ein. „Ganz besonders gilt das im Hören auf die Stimmen der Menschen am Rande unserer Gesellschaft. Jede Form der Evangelisierung läuft ins Leere, wenn wir den Schrei der Armen überhören.“ Der Weg der Kirche müsse darum sein, mit dem Ohr des Herzens auf die Stimme Gottes auch in unseren Mitmenschen zu hören. Es gelte miteinander im Gebet und Dialog zu ergründen, wohin Gott uns führen wolle, so Bischof Bertram.

Dialog und Offenheit sei auch in Bezug auf andere Kulturen und religiöse Traditionen zunehmend von Bedeutung, ging er auf Herausforderungen in der Kategorial- und Territorialseelsorge ein. „Hier gilt es wahrzunehmen, dass wir unseren Dienst in einem immer stärker von religiöser und kultureller Vielfalt geprägten Umfeld verrichten. Eine zeitgemäße Katholizität verlangt von uns daher die Bereitschaft, auch solche Faktoren zur Förderung des Lebens, des Friedens, der Gerechtigkeit und der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung anzunehmen, die in anderen Kulturen und religiösen Traditionen vorhanden sind.“ Dabei komme der Ökumene und dem interreligiösen Dialog eine wichtige Rolle zu. „Sehen wir die wachsende Zahl an Flüchtlingen und Migranten nicht als Bedrohung an, sondern erkennen wir darin auch eine Chance, in der Freude an der Begegnung mit den Menschen unterschiedlicher Herkunft zu wachsen und Vielfalt als etwas Bereicherndes zu betrachten.“ In der Wertschätzung von Vielfalt als Reichtum liege ein entscheidender Schlüssel, damit Kirche wachsen und zukunftsfähig bleiben könne, betonte er.

Nach der Predigt wurden die Kandidatinnen einzeln namentlich aufgerufen und traten nach kurzer Vorstellung im Halbkreis vor den Altar. Gemeinsam sprachen sie das Glaubensbekenntnis und gaben ihre Bereitschaftserklärung ab. Danach sprach Bischof Bertram den Segen über die Kandidatinnen aus und sandte sie in den pastoralen Dienst aus. Als äußeres Zeichen der kirchlichen Sendung überreichte er ihnen eine Bibel.

Die Aussendungsfeier wurde von einem Projektchor unter der Leitung Dr. Peter Frasch musikalisch begleitet. 

Kurzportraits der Kandidatinnen finden sie hier.

  

  

Zu den pastoralen Berufen:

Pastoralreferent/-innen arbeiten als Theologen mit kirchlichem Auftrag in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und übernehmen dort Aufgaben in der sogenannten Kategorialseelsorge, zum Beispiel in der Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge sowie in den Bereichen Ehe- und Familienpastoral, Gemeindeentwicklung und Erwachsenenbildung. Teilweise werden Pastoralreferenten auch in Pfarrgemeinden eingesetzt. Voraussetzung für den Beruf des Pastoralreferenten ist ein Theologiestudium und die Teilnahme am Interessenten- und Bewerberkreis für Pastoralreferenten/-innen der Diözese Augsburg. Nach dem Studium ist die dreijährige Pastoralassistentenzeit zu absolvieren, die mit der zweiten Dienstprüfung endet.

Gemeindereferent/-innen arbeiten in der Regel selbstständig in einer Seelsorgeeinheit unter der Leitung eines Pfarrers und im Religionsunterricht an Grund-, Mittel- und Förderschulen. Im pastoralen Bereich sind sie zum Beispiel eingesetzt in der Kinder- und Jugendarbeit, der Sakramentenkatechese, der Erwachsenenbildung sowie in der Schulung und Begleitung von Ehrenamtlichen. Sie leiten und begleiten Glaubenskurse, moderieren Arbeits- und Gesprächskreise und vernetzen und koordinieren Anliegen von Gruppen und Einzelpersonen. Für die Ausbildung zum Gemeindereferenten sind ein religionspädagogisches Studium und die Teilnahme am Bewerberkreis für Gemeindereferenten/-innen der Diözese Augsburg Voraussetzung. Nach dem Studium und dem berufspraktischen (Halb-)Jahr schließt sich eine zweijährige Assistenzzeit in einer Seelsorgeeinheit und im Religionsunterricht an, die mit der zweiten Dienstprüfung abgeschlossen wird.

Pfarrreferent/-innen tragen in vielfältigen Aufgabenfeldern in Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften zu einer lebendigen Seelsorge bei. Zu den pastoralen Aufgabengebieten gehören im Bereich der Verkündigung die
Tauf-, Erstkommunion- und Firmvorbereitung, Erwachsenenbildung, Glaubensseminare und Bibelarbeit. Im Bereich der Diakonie kümmern sich Pfarrreferent/-innen um den Aufbau und die Begleitung von Besuchsdiensten und die Seniorenarbeit. Zu ihren Aufgabengebieten im Bereich Liturgie gehören die Begleitung von Vorbereitungskreisen für Familien-, Kinder- und Jugendgottesdienste sowie Wortgottesfeiern. Voraussetzung für eine Anstellung als Pfarrreferent/-in ist der Studiengang „Pastoraltheologie“ des Würzburger Fernkurses. Begleitend zum Studium werden pastorale Praktika in der Heimatdiözese durchgeführt. Die zweijährige Berufseinführungszeit endet mit der zweiten Dienstprüfung.